Friedensnobelpreis

Ehrung für Kämpfer gegen Hunger

Seit 1961 weltweit im Einsatz – wie hier in Somalia: das World Food Programme.
Seit 1961 weltweit im Einsatz – wie hier in Somalia: das World Food Programme.APA/AFP/ROBERTO SCHMIDT
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Das UN-Welternährungsprogramm erhält die Auszeichnung des Komitees in Oslo. Eine allgemein respektierte Wahl. Mit der Pandemie ist die Zahl der Hungernden gestiegen.

Oslo/Wien. Noch am Donnerstag zeigte sich das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) von seiner gewohnt tatkräftigen Seite. Im krisengebeutelten und von einer schweren Explosion erschütterten Beirut gab die Organisation bekannt, Zehntausenden Bedürftigen schnell und unkompliziert Bargeld auszubezahlen. Für Essen, Medikamente, Kindernahrung. Vor Ort ist das WFP bereits seit Wochen, verteilt Mehl sowie Essenspakete.
Auf diese Bemühungen der Helfer im Kampf gegen den Hunger sowie für die Verbesserung der Bedingungen in Krisenregionen lenkte einen Tag später das Nobelkomitee in Oslo den Blick: Der heurige Friedensnobelpreis geht an das World Food Programme, eine allgemein respektierte Wahl des Komitees, das damit gleich mehrere Botschaften an die internationale Gemeinschaft aussendet. Vielleicht die wichtigste: Der globale Kampf gegen den Hunger im Wandel der Epochen ist nicht einmal annähernd gewonnen.

Mehr noch: Die Covid-19-Pandemie, andauernde kriegerische Konflikte wie im Jemen sowie die Klimakrise haben die Zahl der an Hunger leidenden Menschen massiv erhöht. Bereits im vergangenen Jahr hat das WFP nahezu 100 Millionen Bedürftigen in 88 Ländern unter die Arme gegriffen.

Nun ist es nicht das erste Mal, dass eine UN-Organisation mit dem wichtigsten Friedenspreis geehrt wird – zuvor honorierte das Komitee die Blauhelme, das Hochkommissariat für Flüchtlinge, die Internationale Atomenergiebehörde sowie das Kinderhilfswerk. Die aktuelle Wahl fällt jedoch in eine Zeit, in der sich der Multilateralismus in einer veritablen Krise befindet. So betonte die Vorsitzende des Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, „die Notwendigkeit internationaler Solidarität und multilateraler Zusammenarbeit“.

Höhere Beiträge aus Österreich

Hinzu kommt, dass das WFP chronisch unterfinanziert ist. David Beasley, Leiter der Organisation, sprach jüngst von zusätzlich benötigten 4,9 Milliarden US-Dollar, um weitere 30 Millionen Bedürftige zu erreichen, „die ohne die Hilfe des WFP sterben werden“. Der größte Geldgeber des World Food Programme sind die USA, die heuer 2,7 Milliarden Dollar beigetragen haben (rund 40 Prozent der gesamten Spenden) – gefolgt von Deutschland, der Europäischen Kommission und Großbritannien.
Eine Kürzung der US-Beiträge stand immer wieder im Raum – zuletzt hatte Präsident Donald Trump ja die Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation aufgekündigt. Doch mit dem ehemaligen republikanischen Gouverneur Beasley trat ein guter Bekannter Trumps bisher gegen mögliche Streichungen auf.

Österreich unterstützt das WFP derzeit mit 4,6 Millionen Euro. Was den Beitrag für das Jahr 2020 angeht, sei weitere finanzielle Unterstützung in Planung, heißt es aus der Austria Development Agency (ADA). Die österreichischen Beiträge sind in den vergangenen Jahren immer wieder scharf kritisiert worden; in der Liste der Geber erscheint Wien zwischen Sierra Leone, Burundi und Bangladesch, während Länder wie Dänemark und die Schweiz mehr als das 25-Fache beitragen.

„Wir sind sprachlos“

Das WFP mit Sitz in Rom wurde 1961 gegründet. Die Organisation mit ihren aktuell 15.000 Mitarbeitern half Millionen Menschen durch die Hungerkrise in Äthiopien, während des Jugoslawienkrieges sowie nach der Tsunamikatastrophe in Asien. Derzeit fällt besonders ihr Einsatz im Jemen, im Südsudan sowie in der Demokratischen Republik Kongo ins Gewicht. „Wir sind sprachlos“, twitterte der deutsche Twitterkanal des WFP nach der Nobelpreis-Nachricht, „Frieden und #ZeroHunger gehen Hand in Hand – ohne gesicherte Ernährung keine Sicherheit.“ Sprachlos und überwältigt zeigte sich auch David Beasley, den Journalisten am Freitag in Niger erreichten.

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