Coronakrise

Anschobers Maßnahmen-Schublade

Gesundheitsminister Rudolf Anschober schließt nicht aus, dass es in zwei, drei Wochen zu weiteren Verschärfungen kommt.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober schließt nicht aus, dass es in zwei, drei Wochen zu weiteren Verschärfungen kommt.APA/ROBERT JAEGER
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Die Zahlen steigen weiter. Gesundheitsminister Rudolf Anschober schließt nicht aus, dass es in zwei, drei Wochen zu weiteren Verschärfungen kommt.

Wien. Angesichts der Statistik zeigte sich Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag einmal mehr besorgt: 1100 Neuinfektionen und über 10.000 aktive Fälle. Wenigstens die Situation in den Spitälern sei stabil. Allerdings bildeten sich steigende Zahlen erst zeitverzögert in der intensivmedizinischen Behandlung ab.

Daher schloss der Grünen-Politiker nicht aus, dass es in den nächsten zwei bis drei Wochen zu weiteren Verschärfungen kommt. Derzeit liege der Schwerpunkt auf „regionalen Maßnahmen“, allerdings habe man unterschiedliche Szenarien in der Schublade. Und zwar welche? „Ich kann und will diese Schublade nicht öffnen.“

Zuletzt wurden Schulschließungen und eine Verlängerung der Herbstferien kolportiert. Aber diese Gerüchte wollte der Minister nicht kommentieren: „Ich lasse mich auf dieses Spiel grundsätzlich nicht ein.“ Im Bildungsministerium hieß es dazu gestern: Der Vorschlag, die Herbstferien zu verlängern, sei bisher nicht vom Krisenstab an das Ressort herangetragen worden.

Die Ampelschaltungen waren bereits am Donnerstag bekannt geworden: Rot ist noch kein Bezirk, aber zehn weitere wurden von Gelb auf Orange gestellt. „Orange zu sein bedeutet, die Ärmel hochzukrempeln“, sagte Anschober. Das werde von den betroffenen Bezirken auch umgesetzt. Diese regionalen Maßnahmen seien „die zweite Schiene“ neben den Bundesmaßnahmen. Freitags würde immer mit den betroffenen Bezirken konferiert. Da finde dann auch ein „gegenseitiges Befruchten“ statt, sagte der Leiter der Ampel-Kommission, Ulrich Herzog, der mit Anschober die Pressekonferenz bestritt.

Die Einstufung der Bezirke erfolgt laut Herzog nicht immer einstimmig. Ein wesentlicher Teil der Bewertung sei die neueste Cluster-Analyse. Derzeit würden vor allem in drei Bereichen Neuinfektionen verzeichnet: Haushalt, Freizeit (Feiern) und Arbeit. Schulen gehören nicht dazu.

Der Trend, nämlich steigende Infektionszahlen, habe sich in den vergangenen Tagen „leider“ fortgesetzt, sagte Anschober. Weshalb der Gesundheitsminister Verhaltensempfehlungen für das Wochenende aussprach: Abstand halten, Rücksicht nehmen, die Stopp-Corona-App nutzen oder Menschenmengen vermeiden.

Zwischen Wien und Ischgl

Auch auf die Situation in Wien gingen Anschober und Herzog ein. Es werde nach der Wahl am Sonntag „keine Überraschung“ und auch keine Sondersitzung der Kommission geben, versicherte deren Vorsitzender. Der Minister wiederum betonte, dass die Zusammenarbeit mit Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) eine sehr gute sei.

Indes erhärteten Recherchen von „ZiB 2“ und „Profil“ den Verdacht, dass die Tiroler Behörden über die Situation in Ischgl früher als angenommen Bescheid wussten. Die Landesregierung dementierte das. (pri/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2020)

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