Vor genau 100 Jahren stimmte die Bevölkerung Südkärntens für Österreich. Über die historischen Ereignisse, Mythenbildung und die politische Instrumentalisierung der Geschichte.
Nach dem Ersten Weltkrieg fanden in Europa fünf Volksabstimmungen statt, in denen es um die künftige Grenzziehung ging. Vier sind praktisch in Vergessenheit geraten. Die fünfte, jene in Kärnten, wird jetzt drei Tage lang gefeiert. Die Volksabstimmung und eng damit verbunden die slowenische Volksgruppe sind ein Thema, das in Kärnten seit 100 Jahren dominant ist, emotionalisiert, das für starre Fronten sorgt – auch wenn das in den vergangenen Jahren nicht mehr ganz so ausgeprägt war.
Wie kam es dazu? Da muss man etwas weiter ausholen: Die Volksabstimmung ist kein singuläres Ereignis, sie hat eine Vorgeschichte – und vor allem eine Nachgeschichte.
Habsburgermonarchie
Ein Viertel bis ein Drittel der Kärntner in der Habsburgermonarchie sprach Slowenisch – was aber lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle spielte. Erst mit dem Aufkommen des Nationalismus im 19. Jahrhundert wurde Sprache plötzlich zum entscheidenden politischen Merkmal – und Südkärnten zum nationalen Kampfgebiet. Eigentlich waren es zwei politische Ideen, die einander gegenüberstanden: Der deutsche Liberalismus und eine bäuerlich-klerikale slowenische Bewegung.