Nations League

Der Kreis, den Franco Foda um sich schließt

Franco Foda spricht mit seinen Spielern, ansonst lässt sich der Teamchef nie in die Karten blicken.
Franco Foda spricht mit seinen Spielern, ansonst lässt sich der Teamchef nie in die Karten blicken.APA/EXPA/JOHANN GRODER
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In Nordirland muss am Sonntag ein Sieg her, soll der ÖFB-Traum vom Gruppensieg gelingen.

Über Franco Fodas Auskunftsfreude zu Aufstellungen und System-Ideen könnte man vermutlich nicht einmal ein SMS schreiben. Der ohnehin nicht als redselig geltende Deutsche schweigt zu dieser Thematik beharrlich bis eisern, so verhielt es sich auch vor der Abreise nach Nordirland zum Nations-League-Spiel am Sonntag in Belfast (20.45 Uhr, live ORF1). Doch Ausnahmen bestätigen manch Regel, ob sie Foda als einmaligen Fehler noch bereuen wird, bleibt abzuwarten. Er gab jedenfalls zu verstehen, dass Pavao Pervan wie schon am Mittwoch beim 2:1 im sehr ernüchternden Test gegen Griechenland im Tor stehen wird.

Dass Pervan damit für alle weiteren Partien oder gar als Nummer eins gesetzt ist, darf ausgeschlossen werden. Foda, 54, sagte dazu zwar nichts, da holte ihn seine Auftrittsweise dann doch wieder schneller ein denn gedacht. In Rumänien, am Mittwoch tritt das ÖFB-Team in Ploiesti an, könnten durchaus Heinz Lindner oder Jörg Siebenhandl das Tor hüten.

Der dritte EM-Gegner

Eine Rotation steht im weiteren Verlauf der nächsten Monate an, auch Alexander Schlager und Cican Stanković erheben Anspruch auf diese Position. Erst mit dem Start der WM-Qualifikation im März 2021 wird Österreich wieder eine Nummer eins haben.

Die ÖFB-Auswahl benötigt in Belfast drei Punkte, um das anvisierte Ziel – Platz eins in der Nations-League-Gruppe – zu erreichen. Die Gastgeber sind gestärkt: durch den Auswärts-Sieg im Elfmeterschießen gegen Bosnien und Herzegowina geht es im November im Play-off-Finale daheim gegen Slowakei um das EM-Ticket.

Foda legte bei der Anreise Wert auf ausreichend Zeit, darob hob der Charter bereits am Freitag aus Klagenfurt ab. Der Trainer erwartet im Windsor Park, wo am Sonntag 600 Zuschauer zugelassen sind, eine intensive Partie – und dabei setzt er auf die Rückkehr von David Alaba.

Am Montag fliegt der ÖFB-Tross nach Rumänien, nach Ploiesti, die Osteuropäer müssenvor allem die Niederlage im EM-Play-off gegen Island verkraften. Damit steht fest, dass sie als Gastgeber bei der EM 2021 in Bukarest fehlen werden und Österreich als dritten Gruppengegner neben Ukraine und Niederlande nur noch Georgien oder Nordmazedonien bekommen kann. Foda sagte fast nichts, und doch alles. „Auch Georgien und Nordmazedonien sind starke Gegner.“

Ruttensteiner vor dem Aus

Nach Israels dramatischem Aus im EM-Play-off (3:5 im Elferschießen gegen Schottland) steht Willibald Ruttensteiner vor dem Abschied als Sportdirektor des Fußballverbands. Laut israelischen Medien wird der Oberösterreicher bis Dezember im Amt bleiben und die Auswahl solang betreuen. Danach übernimmt aber Yossi Aboksis von Hapoel Beer Sheva.

Zur tragischen Figur der Israelis in Glasgow wurde Torjäger Eran Zahavi. Nach 120 torlosen Minuten scheiterte der Angreifer in der Elfer-Entscheidung als erster Schütze. Da alle Schotten trafen, war dies die entscheidende Szene. Zahavi wurde danach via Telefonschaltung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu getröstet, was freilich wenig half. Der 33-Jährige verbarrikadierte sich zunächst in der Kabine und ließ seine Zukunft im Team offen.

Ruttensteiner war nach der Niederlage gefasst. „Es war ein großer Kampf zwischen zwei gut organisierten Mannschaften und am Ende hat das Glück entschieden. Wir können stolz auf uns sein, haben alles gegeben“, meinte er. Zahavi sei freilich kein Vorwurf zu machen. „Er hat schon Großes für das Team geleistet, das habe ich ihm auch gesagt.“ Israel kehrte nun in die Heimat zurück, am Sonntag geht es in Haifa in der Nations League gegen Tschechien, am Mittwoch dann in Trnava gegen die Slowakei. Im November stehen zwei weitere Auftritte in der Nations League an. Danach läuft Ruttensteiners Vertrag aus.

Der ehemalige ÖFB-Sportdirektor soll dann, gemäß Medienberichten, eine Abfindung von einigen Monatsgehältern erhalten. Sein Vertrag als Technischer Direktor im israelischen Verband war ursprünglich bis Sommer 2022 gültig. Er folgte im Sommer als Teamchef Andreas Herzog nach, der seinen Vertrag aufgrund der unsicheren Lage wegen der Coronakrise nicht verlängert hatte. Mit Ruttensteiners Vorbereitung auf das Play-off war die Verbandsspitze offenbar zufrieden. Seine Taktik und Personalentscheidungen seien hervorragend gewesen, zitierte die Zeitung „Jedi'ot Acharonot“ eine Quelle innerhalb des Verbandes. Doch nur das EM-Ticket hätte seinen Job gerettet. (md)

LETZTEN VIER EM-STARTER

Österreich wird bei der EM 2021 nicht auf Co-Gastgeber Rumänien treffen.

Die EM-Gruppe mit Niederlanden und Ukraine wird mit dem Sieger der Partie Georgien – Nordmazedonien aufgefüllt.

Weitere Entscheidungsspiele am 12. November: Ungarn – Island, Serbien – Schottland, Nordirland – Slowakei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2020)

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