Burgtheater

„Mein Kampf“ ist fruchtbar noch

Ein Viech, beladen mit Komplexen: Marcel Heupermann spielt Adolf Hitler.
Ein Viech, beladen mit Komplexen: Marcel Heupermann spielt Adolf Hitler.Marcella Ruiz Cruz/Burgtheater
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George Taboris böse Farce von 1987 wurde bereits ein Klassiker. Im Burgtheater gelang es Regisseur Itay Tiran mit einem starken Team, eigene Nuancen zu setzen.

Darf man Adolf Hitler lieben? Diese absurde Frage stellt der Theatermacher George Tabori (1914 – 2007) mit seiner bitterbösen Farce „Mein Kampf“. Im Mittelpunkt des Fünfakters steht der Jude Schlomo Herzl. Mit Gott hadernd, erinnert er sich in fantastischen Sequenzen, quasi bereits aus dem Wissen über die systematische Vernichtung der Juden, an Hitlers frühe Prägungen in Wien. Tabori macht dessen Jahre vor dem Ersten Weltkrieg zum schwarzen Humor. Er führt Machtstreben und erwachenden Antisemitismus des späteren deutschen Diktators vor. Im Abendrot der Monarchie fand Hitler reichlich deutschnationale, katholische und andere Vorbilder.

Ausgerechnet der (fiktive) Herzl bereitet ihm den Weg, kümmert sich in der Blutgasse selbstlos um den aus Braunau angereisten, verwahrlosten Burschen. Dieser will unbedingt Künstler werden. Hitler nützt Herzl schamlos aus, so wie auch Gott ihn in Gestalt des Juden Lobkowitz stets zur Unzeit heimsucht. Herzl schreibt gerade an Erinnerungen. Weit ist er noch nicht gekommen. „Mein Kampf“ sollen sie nach dem Willen Gottes heißen. Titel und Inhalt dieses Buches werden ihm am Ende von Hitler und seinen Schergen unter Folter abgepresst.

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