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Was Wien von Paris lernen kann

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Die Metropole an der Seine ist nicht nur die Stadt der Liebe, sondern auch das Epizentrum einer großen Sportkultur. Neue Stadien, Hallen und Sportstätten sind nur der erste Schritt.

Paris ist ein Hotspot des Weltsports. Die Fußballer von Saint-Germain sind Stammgäste in der Champions League, weil genug Geld im Spiel ist, drängeln sich Topstars wie Neymar und Mbappé im Aufgebot. Ob EM (2016) oder WM (1998), Paris war Gastgeber, weil die Metropole an der Seine über grandiose Stadien wie Stade de France oder den Parc de Princes verfügt.

Traditionell thronen jährlich die French Open im Kalender, ein Tour-Finale ohne Siegesfahrt auf den Champs-?lysées ist undenkbar. Leider fällt der Radklassiker Paris – Roubaix heuer aus. Dazu gibt es Galopper-Spektakel wie Prix de l'Arc de Triomphe. Franzosen lieben Rugby (Liga oder Six Nations) oder pflegen ihre Pétanque-Künste. Paris freut sich auf die Sommerspiele 2024. Auch mächtige Verbände residieren in der Stadt der Liebe. Der Automobilweltverband FIA ist am Place de la Concorde zu finden. Vielleicht ziehen ja bald auch nebenan Fußballfunktionäre der Fifa ein. Die Frage, ob in Sport, Events oder Infrastruktur investiert wird, stellt sich in Paris nicht. Man macht es einfach, weil Bewegung, mit oder ohne Ball, ein Gewinn ist. Für Gesundheit, Entertainment und Business. Warum sonst drängen denn große Sponsoren und Staaten unaufhaltsam in die französische Hauptstadt?

Der Vergleich mit Wien hinkt. Freilich, Wien ist anders, Österreich ebenso. Sport und Begriffe wie Kultur, Verständnis und Liebe sind hier geringer ausgeprägt. Jahrzehntelang verloren Rundhallen, Stadien oder Sportanlagen an Glanz. Mussten Vereine um Trainingszeiten „betteln“, weil es zu wenige Hallen gab. Und im Einklang dazu Schulen – bezahlt durch öffentliche Gelder – ihre Sportstätten trotz zahlungswilliger Kundschaft partout nicht vermieteten.

Es gibt natürlich auch Anlagen, die wirklich begeistern. Wie das Ruderzentrum, Segeln auf der Alten Donau, der Wildwasserkanal auf der Donauinsel. Es gibt genug Platz und Angebot für Breitensport. Radwege (sonder Zahl), Laufevents (VCM-Marathon), Freibäder und Spielplätze. Es gibt zwei moderne Fußballstadien, nur ein neues Nationalstadion sucht man vergebens. Wien bewegt sich ja doch noch.

Neuerdings auch wieder mit Vision. 150 Millionen Euro werden von der Stadtregierung investiert, die MA 51 erhielt den Auftrag für eine 3000 Zuschauer fassende Arena, zwei Trainingshallen und Rundumerneuerungen aller Rundhallen und die Sanierung vieler Anlagen. Auch die Special Olympics 2031 sollen ausgetragen werden.
Weiterhin fehlt aber der politische Wille, dem Sport hinter den Kulissen zu helfen. Mitzuhelfen, um ihn im Verständnis aller richtig zu verankern; der Gesundheit, den Kindern, den Finanzen zuliebe. Wiener sind doch anders. Wir wollen nicht immer nur schauen, was andere besser machen. Oder?

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