Zahlungsmittel

Das Bargeld ist tot, es lebe das Bargeld

Es ist einfach, schnell und relativ günstig: Bargeld hat in Österreich seit jeher einen hohen Stand. In der Coronakrise kam es nun unter Druck. Kann es sich gegen den digitalen Vormarsch noch verteidigen?

Wien. In drohenden Krisen machen die Menschen eines: Sie stürmen die Banken, um ihre Ersparnisse zu beheben. Ganz so schlimm war es in dieser Krise nicht. Und trotzdem fühlte sich die Nationalbank am 13. März dazu verpflichtet, Beruhigungspillen zu verteilen. Die Bargeldversorgung in Österreich sei gesichert, ließ man die Öffentlichkeit ziemlich zügig via Aussendung wissen.

Zwar hoben die Bürger im März nicht ihr ganzes Vermögen ab, doch überstiegen die Barbehebungen an manchen Tagen das übliche Ausmaß. Weshalb sich Finanzminister Gernot Blümel, Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann und Andreas Treichl, Obmann der Bankensparte, bald zu einer gemeinsamen Pressekonferenz genötigt sahen.

Als die Rollbalken schließlich flächendeckend runtergingen, wendete sich das Blatt. Die Menschen konnten nur noch Notwendiges erledigen, und dabei zückten sie fortan lieber die Karte. Nicht nur die Aufrufe der Supermarktketten trugen zu dieser Entwicklung bei. Erleichtert wurde das kontaktlose Bezahlen auch durch eine Änderung, die zuvor undenkbar schien: die temporäre Anhebung des kontaktlosen Kartenlimits von 25 auf 50 Euro.

Bargeldlose Zahlungen sind freilich nichts Neues. Sie sind ein Trend, der sich seit Jahren sukzessive fortsetzt. Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) zufolge wurden 2019 in der Eurozone 98 Milliarden Zahlungen im Gesamtwert von 162,1 Billionen Euro bargeldlos abgewickelt – eine Zunahme gegenüber 2018 um 8,1 Prozent. Bei fast der Hälfte handelte es sich um Kartenzahlungen, jeweils fast ein Viertel der bargeldlosen Zahlungen machten Überweisungen und Lastschriften aus. Der Rest entfiel unter anderem auf elektronische Zahlungsmittel wie Apple Pay oder Google Pay.

Doch auch wenn die Kartentransaktionen zunehmen, wird die Liebe zum Bargeld – vor allem in Österreich – nicht sterben. Die Coronakrise hat aber ihre Spuren hinterlassen. Wie eine regelmäßig durchgeführte Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank unter 1400 Befragten zeigt, kam es im Zuge der Pandemie nämlich zu einem vorübergehenden Rückgang der Bargeldnutzung. Im Vergleich zu früheren Umfragen machten sich auch noch andere Verschiebungen bemerkbar.

Manche wurden bargeldaffiner

Während im Jahr 2018 beispielsweise noch etwas mehr als die Hälfte der Befragten sagte, ausschließlich oder überwiegend in bar zu bezahlen, machte der Anteil zuletzt nur noch rund 36 Prozent aus. Es zeigt sich weiters, dass in erster Linie jene Gruppen, die vor der Coronakrise eine besonders hohe Affinität zu Bargeld hatten, ihm nun eher den Rücken kehrten. Ältere, Niedrigqualifizierte oder jene, die über kein Onlinebanking verfügen, nahmen Bargeld seltener in die Hand. Aber: Kleinere Beträge, also jene bis zu einer Summe von 20 Euro, werden von der Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor am liebsten bar beglichen, wenngleich der Anteil über die Jahre sinkt.

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