Mit Michael Ludwig, der intern erst eine Kampfabstimmung überstehen hatte müssen, übersprang die SPÖ wieder die 40-Prozent-Marke. Was das für die gesamte Partei bedeutet. Und welche Optionen der Bürgermeister nun hat.
Er hatte diesen Gesichtsausdruck, den nur jene Politiker haben, die immer ein bisschen unterschätzt und als brave Apparatschiks abgestempelt worden waren, es dann aber eines Tages allen bewiesen haben. Werner Kogler nach der Nationalratswahl 2019 zum Beispiel. Hermann Schützenhöfer nach der steirischen Landtagswahl 2019. Und am 11. Oktober 2020: Michael Ludwig.
Mit ihm als Spitzenkandidat holte die SPÖ am Sonntag 42 Prozent bei der Wiener Gemeinderatswahl. Das ist zwar keine absolute Mehrheit, aber mehr als Michael Häupl bei seinem ersten (1996) und seinem letzten Antritt als Bürgermeister (2015) zustande gebracht hatte.
Die an (Wiener) Wahlabenden obligatorischen Jubelchöre und Umarmungen in der Löwelstraße blieben dieses Mal aus. Das Virus hatte Michael Ludwig ein wenig das Feiern verdorben, wobei der Bürgermeister ohnehin nicht als sonderlich party-affin gilt (oder jedenfalls weniger als sein Vorgänger). Die Gratulationen des roten Hofstaats, der ihm mit Grußbotschaften aus allen Himmelsrichtungen huldigte, nahm er aber gerne entgegen. Auch aus dem anderen Stockwerk der SPÖ-Zentrale, jenem der Bundespartei, kamen Glückwünsche („sensationelles Ergebnis“): Der Wahlerfolg in Wien verschafft auch Parteichefin Pamela Rendi-Wagner eine Verschnaufpause.