Leitartikel

Die rot-rosarote Option

Christoph Wiederkehr (Neos; links), Michael Ludwig (SPÖ) und Birgit Hebein (Grüne) am Wahlabend.
Christoph Wiederkehr (Neos; links), Michael Ludwig (SPÖ) und Birgit Hebein (Grüne) am Wahlabend.APA/ROLAND SCHLAGER
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Die Neos sind nach links gerückt. Und Michael Ludwig kommt ihnen in der Mitte ein Stück entgegen. Wächst zusammen, was letztlich zusammen passt?

Mitunter lässt sich das Wesen österreichischer Parteien auch über Umwege charakterisieren. In den Niederlanden gibt es zwei liberale Parteien: Die VVD, rechtsliberal. Die D66, linksliberal. Der Premierminister der VVD, Mark Rutte, ist einer der engsten Verbündeten von Sebastian Kurz auf europäischer Ebene, um nicht zu sagen eines seiner Vorbilder. Beide Parteien, die VVD und D66, sind eigentlich die Schwesterparteien der Neos auf europäischer Ebene. Die Präferenz der Neos ist hier allerdings eindeutig. Heuer gab es sogar eine gemeinsame Erklärung von Neos und D66 gegen die „Geizigen Vier“ mit ÖVP und VVD.

Der Linksruck der Neos ist nun gewissermaßen auch amtlich bestätigt – vom Wiener Bürgermeister. Eine positive Veränderung bei den Neos habe er zuletzt wahrgenommen, sagte Michael Ludwig am Montag im ORF-Radio. Vor allem in gesellschaftspolitischen Fragen. In wirtschaftspolitischen Fragen werde man sich das nun ansehen.

Eine angenehme Koalitionsvariante

Kein Zweifel: Ludwig wird das tun. Denn die Neos sind nun eine realistische Koalitionsvariante für ihn. Eine recht angenehme noch dazu. Die großen Flächenbezirke, denen Ludwig seinen Aufstieg verdankt, wären endlich die ungeliebten Grünen los. Und allzu viel anbieten müsste er einer Acht-Prozent-Partei auch nicht. Das Wirtschafts- und Finanzressort, auf das die Neos wohl spitzen, wird die SPÖ kaum abtreten. Mit dem Bildungsressort wäre es schon leichter: Da sind SPÖ und Neos ohnehin weitgehend eines Sinnes, abgesehen davon regiert dort ohnehin der rote Apparat (weiter).

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