Eine Replik auf Hans Winklers Kritik an der kürzlich veröffentlichten Sozialenzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti“.
Vorweg: Ich halte die neue Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus nicht für jenen großen Wurf, der hinsichtlich der Dramatik der Lage und der Thematik wünschenswert gewesen wäre. Der Text ist weniger kohärent als jener von „Laudato si‘“, fundierte Kritik also durchaus angebracht.
Eben diese fehlt jedoch im Artikel von Hans Winkler ("Plädoyer für ein universales Gutmenschentum“, „Die Presse“, 6. Oktober), dessen immer stark ideologisch gefärbte Brille den Inhalt diesmal schlichtweg verzerrend wiedergibt. Dazu einige, keineswegs erschöpfende Anmerkungen.
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Der Untertitel der am 3. Oktober von Papst Franziskus veröffentlichten Enzyklika lautet „Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft“ – und er ist keineswegs, wie Winkler schreibt, eine „semantische Neuschöpfung, die die persönliche Kategorie der Freundschaft irgendwie ins Politische übersetzen möchte“. Es handelt sich bei Freundschaft (philia) vielmehr für die gesamte politische Theorie seit Aristoteles um das Fundament des politischen Lebens, was durch den Zusatz sozial ausgedrückt wird.