Wein

Der Winzer als Hotelbetreiber

Winzer Walter Kirnbauer
Winzer Walter Kirnbauer Akos Burg
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Der burgenländische Winzer Walter Kirnbauer hat in Deutschkreutz ein Hotel inklusive Restaurant eröffnet, das sich ganz dem Blaufränkisch widmet.

Es kommt dieser Tage nicht oft vor, das jemand ein neues Hotel eröffnet – inklusive Restaurant. Der burgenländische Winzer Walter Kirnbauer, der vor allem für seine Cuvée Das Phantom bekannt ist, hat genau das unlängst getan. „Das Hotel hat seit 1. September offen, das Restaurant seit 6. September und es läuft beides sehr gut“, sagt er gut gelaunt in einem Wiener Kaffeehaus.

Auf die Frage, warum er in in seiner Heimat in Deutschkreutz ausgerechnet jetzt ein Hotel eröffnet hat, meint er schlicht, weil es eben eins brauche. „Es gibt so viele tolle Weingüter im Bezirk. An den Wochenenden ist dort die Hölle los, aber es gibt keine Möglichkeit, hochwertig zu speisen und zu übernachten.“

Wobei ganz so neu ist das Hotel nicht, vielmehr hat sich dort zuvor das Hotel Schreiner befunden. Der Vorbesitzer wollte es verkaufen, seine Kinder wollten nicht übernehmen. „Ich habe mir das schon vor Corona angeschaut, jetzt war es günstiger“, sagt Kirnbauer. Eigentlich wollte er den Vorbesitzer noch überreden, bis Ende des Jahres mit der Übergabe zu warten. Der hatte es aber eher eilig. „Außerdem habe ich gesehen, dass viele gute Leute derzeit am Markt sind“, sagt Kirnbauer. Konkret meint er seinen neuen Küchenchef, den Haubenkoch Andreas Fuchs, der zuvor im asiatischen Restaurant Yohm in Wien gekocht hat und auch seinen neuen Hoteldirektor Thomas Artner, der im Hotel Burgenland tätig war. „Da habe ich zwei tolle Personen vom Fach, weil ich kann kein Hotel führen.“ Wobei er sich schon, gemeinsam mit seiner Tochter Alexandra, um dass Hotel kümmern wird, immerhin hat bereits sein Sohn Markus das Weingut übernommen.

„Nachdem mein Sohn das Weingut prächtig führt, und ich nicht zu viel reinreden will und meine Tochter eigentlich Flugbegleiterin ist, und gerade auch nicht so viel zu tun hat, machen wir beide das“, sagt Kirnbauer.

Drei Gänge und zwei Flaschen

Der Name des neuen Hotels, das einfach nur „Das Blaufränkisch“ heißt, ist Programm. Es gibt natürlich Weine aus dem „Blaufränkischland“ Mittelburgenland, aber auch aus anderen österreichischen und internationalen Weinbaugebieten. „Wir sind beim Wein äußerst günstig und haben nur einen Aufschlag von zehn Euro auf die Ab-Hof-Preise.“ Seinem Küchenchef hat er lediglich die Vorgabe gegeben, ein dreigängiges Menü anzubieten, das man innerhalb von eineinhalb, zwei Stunden genüsslich essen kann „und dazu zwei Flaschen Wein trinken“, so Kirnbauer. Außerdem will er auch vermehrt Verkostungen bei Winzern im Mittelburgenland anbieten.

Überhaupt war Kirnbauer nicht unbeteiligt daran, dass sich seine Heimat zur einer bekannten Rotweinregion entwickelt hat. Er war 23 Jahre Beamter, bevor er seinen ersten Weingarten auspflanzte. 1987 hat er erstmals die Cuvée Das Phantom abgefüllt. „Ich war auch Weinbauvereinsobmann und habe das Rotweinfestival aufgebaut. Früher waren die Winzer sich gegenseitig das Zahnfleisch neidig. Aber ich habe ihnen gesagt, die Konkurrenz liegt woanders, nämlich in Chile oder Argentinien.“ Heute sei der Zusammenhalt unter den Winzern gut. Man empfiehlt sich gegenseitige weiter und präsentiert sich gemeinsam.
Das Weingut K + K Kirnbauer bewirtschaftet heute 45 Hektar und füllt im Jahr 360.000 Flaschen ab. Seit rund fünf Jahren wird biologisch bewirtschaftet, ab der Ernte 2021 ist das Weingut auch bio-zertifiziert. „Wir haben das einfach ausprobiert, wäre es nicht gegangen, hätten wir schnell wieder umgestellt, aber in der Region funktioniert das ohne Probleme.“

Auch die Coronakrise dürfte das Weingut gut überstehen. „Im April, Mai war es schwierig, aber im Juni, Juli waren wir besser als im Jahr zuvor, weil die Leute zuhause gekocht und getrunken haben.“ Er schätzt, dass der Verlust durch den Wegfall der Gastronomie während des Lockdowns im Frühjahr sich gegen Ende des Jahres wieder ausgleichen wird.

Und noch ein nächstes Projekt steht in den Startlöchern oder vielmehr in der Warteschleife. Bereits vor drei Jahren hat die Familie Kirnbauer das Weinhaus Gansrigler, das älteste Hotel in Deutschkreutz, gekauft, aus dem ein Boutiquehotel gemacht werden soll, um das sich dann der Sohn, Markus Kirnbauer, kümmern soll. „Bis jetzt haben wir aber nur Probleme, mit den Nachbarn und dem Bürgermeister.“ Er ist dennoch zuversichtlich, dass das bald klappen wird.

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