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Wir retten die Kultur – aber wie lang noch?

Theater, Oper, Konzerte: In den USA und in Großbritannien findet nichts mehr statt, bei uns schon. Ein Grund zum Stolz oder ein Menetekel?

„Offen“: Das Wort prangt an der Fassade der Wiener Staatsoper. Mit der Lichtinstallation wollte die neue Direktion im Haus am Ring eigentlich Schwellenängste nehmen. Jetzt wirkt sie coronabedingt als Lebenszeichen und flehentliche Bitte: Kommt doch, wir sind halb leer, weil die Kulturtouristen ausfallen. Aber immerhin, da leuchtet etwas. In New York sind die Lichter ausgegangen. Die Metropolitan Opera hat die gesamte Spielzeit abgesagt. Konzerte finden nicht statt. Die Theater am Broadway sind geschlossen, wie auch im Londoner West End. Die Royal Gallery in der britischen Hauptstadt will eine Michelangelo-Skulptur verkaufen, damit sie nicht 150 Mitarbeitern kündigen muss. Im Kunsthistorischen steht aber kein Tizian zur Disposition. Wo liegt der Unterschied?

In Kontinentaleuropa sind Kulturinstitutionen staatlich stark subventioniert. Sie kommen bei reduzierter Platzzahl und fehlenden Besuchern finanziell länger über die Runden. Vor allem in den USA sind die öffentlichen Förderungen viel geringer. Mehr kommt von reichen Mäzenen, aber sie finanzieren lieber imageträchtige Veranstaltungen als Notfallfonds für zwangsweise Untätige. Auch britische Theater sollten kommerziell erfolgreich sein. Wo Geld fehlt, springt der Staat nur ergänzend zu Privaten ein.

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