Was für eine Chance: Vom Start weg konnte Regisseur Nathan Grossmann die Ikone der Klimaproteste begleiten. Der Dokumentarfilm „I am Greta“ fesselt im Detail, ist aber im Ganzen misslungen.
Auch in der Hofburg war sie zu Gast. Bei einem grünen Präsidenten, immerhin, der sie umgeben von barocken Portieren und rotem Samt empfing. Aber das beeindruckt Greta nicht: In „so vornehmen Palais und Schlössern“ fühlt sie sich „sehr unwohl“. Überhaupt kann sie es nicht leiden, wenn all diese Wichtigtuer sich mit ihr schmücken wollen. Sie posieren für Selfies an ihrer Seite, klopfen ihr auf die Schulter, versichern, wie toll und wichtig sie ihr Engagement finden – und tun dann nichts, um den Klimawandel zu stoppen. „Als wären alle in einem Rollenspiel“, als wäre „nichts echt“. Dann erstarren ihre Gesichtszüge, und nur mit Widerwillen hebt sie die Mundwinkel zum gequälten Lächeln.
Dabei kann sie auch schallend lachen. Etwa wenn ihr Vater im Anzug neben dem Papst eine komische Figur macht: „Das solltest du als Profilfoto für Facebook nehmen“, spottet sie. Oder wenn sie Tiraden gegen ihre Person vorliest. Die doofen Kritiker sind wenigstens ehrlich, und sie weiß es ja besser. Aber auf dem Katamaran mitten im Atlantik, unterwegs zur Klimakonferenz in New York, hat sie nur noch Heimweh, spürt das Absurde ihrer Situation: „Ich will das alles nicht tun müssen. Es ist zu viel für mich, rund um die Uhr“, diktiert sie mit tränenerstickter Stimme ihrem Smartphone. Ach ja, und ihr Hund zu Hause hat das Essen vom Tisch gefressen, dabei ist er doch auf Diät: „Aber das wird schon.“ Nur das mit dem Klima, das wird wohl wieder nichts.