Morgenglosse

iPhone 12: 5G allein ist kein Verkaufsargument

Apple CEO Tim Cook poses with the all-new iPhone 12 Pro at Apple Park in Cupertino
Apple CEO Tim Cook poses with the all-new iPhone 12 Pro at Apple Park in Cupertinovia REUTERS
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Das Design aus 2012, die Technik aus 2020. Apple geht auf Nummer sicher und wagt wenig Neues.

Das Coronavirus schafft es auch noch einem die Apple-Keynotes zu vermiesen. Der meist mehrstündige Ausflug in ein Land voller großartiger, wunderbarer, superschneller und atemberaubender Passepartout-Wörter musste einer Show aus der Konserve weichen. Pünktlich um 19 Uhr wurde in Cupertino der Schalter umgelegt. Was folgte war eine 60-minütige Präsentation mit vier neuen iPhones und einem smarten Mini-Lautsprecher. Der Funke wollte nicht so recht überspringen.

Apple wählt in Zeiten großer Unsicherheit den Weg des Altbewährten. Das Design der neuen iPhones wirft einen zurück ins Jahr 2012. Kantiger sind sie, bis oben angefüllt mit aktuellster Technik und einem hauseigenen Prozessor mit dem klingenden Namen A14-Bionic. Einen Scanner zum Erfassen für 3D-Räume, ein neues Fotoformat, Dolby-Vision für Video-Aufnahmen packt Apple auch noch in die Geräte. Funktionen, die der Otto-Normalverbraucher niemals verwenden wird.

Der einzig wahre Lichtblick des Abends war wohl das günstige iPhone 12 Mini. Jahrelang haben Hersteller ihre Compact- und Mini-Versionen auf den Markt gebracht. Mit dem immer selben Fehler: Technisch ganz klein, aber äußerlich ganz groß. Ganz im Gegensatz zu dem was Kunden seit Jahren fordern. Apple hat diesen einen Wunsch erfüllt: Das iPhone Mini 12 ist knapp fünf Zoll groß, hat aber die gleiche Top-Ausstattung wie der größere Bruder.

Mehr Mut, Apple!
Viele Wünsche bleiben aber unerfüllt: Gesichtserkennung, die endlich auch mit Mund-Nase-Maske funktioniert; Kameras, die nicht mehr abstehen; ein 120-Hz-Display. Oder ganz verwegen: Ein USB-C statt des eigenen proprietären Lightning-Anschlusses - da gibt es auch seit Jahren eine Verordnung der EU, die Apple gekonnt ignoriert.

Oder ganz verwegen: Wie wäre es mit einem faltbaren Handy, oder einer ultraschnellen Ladetechnik, die das iPhone innerhalb von Minuten auflädt. Dafür können Apples Handys 5G. Das können die von Samsung, Huawei und Co. auch schon. Dort ist es genau so sinnlos. Wozu ein teureres 5G-Handy kaufen, einen sündhaft teuren Tarif bezahlen, wenn das Netz - gelinde gesagt - erst im Aufbau ist.

Bis 5G flächendeckend verfügbar ist und wir uns in den superschnellen Download-Zeiten und geringen Latenzen verlieren können, werden noch Jahre vergehen.

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