Randerscheinung

Masken und die banale neue Realität

Carolina Frank
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Meine große Nase sorgt dafür, dass nichts rutscht. Gleichzeitig drücken die gespannten Bänder mich hinter dem Ohr.

Die neue Normalität kommt natürlich banal daher. Am Grunde des Wäschekorbs finden sich zwischen keinem Besitzer zuordenbaren dunklen Männersocken der Größe 40 bis 43 immer öfter auch zerwuzelte Stoffmasken. Die gehen beim notwendigen Waschen ein, verfärben sich und knittern stark. Soll man die am Ende gar bügeln müssen? Überhaupt weigere ich mich, den Mund-Nasen-Schutz als modisches Accessoire zu begreifen. Ich nehme, was ich gerade finde.

Am liebsten die bei "Grey s Anatomy" und im Kanzleramt bevorzugte medizinische Variante, sie ist am wenigsten heiß, stört kaum beim Atmen und signalisiert den Ausnahmezustand unmissverständlich. Ganz anders als liebevoll an das Gesamtoutfit angepasste Stoffmasken. Anatomisch eigne ich mich für den Mund-Nasen-Schutz. Und auch wieder nicht. Meine große Nase sorgt dafür, dass nichts rutscht. Gleichzeitig drücken die gespannten Bänder mich hinter dem Ohr. Ja, dort ist eine der empfindlichsten Stellen, falls man das vergessen hätte.

"Papa, stimmt das eigentlich, dass man gar nicht weiß, ob die Masken überhaupt helfen", fragt der Jüngste, der neben dem Wäschekorb aufgetaucht ist. Fast hätte ich "So ein Blödsinn" gesagt, weil mich diese Coronamärchen nerven, dann entscheide ich mich für die pädagogisch wertvolle ausführliche Antwort so gut ich sie halt weiß. "Man weiß es also nicht genau", fasst der Bub dann meinen ambitionierten Vortrag aus der Fathersplaining-Reihe zusammen, nachdem er mir geduldig zugehört hat. Er mag die Maske nämlich nicht, weil er darunter immer so müde wird. "Es ist doch eigentlich logisch, dass man weniger Tröpfchen schleudert, wenn man sich etwas vor das Gesicht hängt, oder?", versuche ich es mit Hausverstand. Und hole das Bügelbrett. Nein, nicht für die Socken.

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