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Was vom "Phänomen" Ronaldo übrig bleibt

Ronaldo bei einer Preisverleihung
Ronaldo bei einer Preisverleihung(c) Getty Images (Paolo Bruno)
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Einst zog Ronaldo Luís Nazário de Lima mit seinen Toren alle in seinen Bann. Inzwischen steht der Name Ronaldo für eine portugiesische Weltmarke, nun hat ihn auch Neymar im Nationalteam übertroffen. Was wurde aus „O Fenomeno“?

Seinen Namen hat er schon länger „verloren“. Wer heute über Ronaldo spricht, meint Cristiano, den Portugiesen. Und nicht Ronaldo aus Brasilien. Dieser Zusatz ist freilich noch der freundlichere, der andere bezieht sich auf seine Körperfülle, die seit dem Karriereende 2011 sichtbar gewachsen ist. Auch seinen WM-Torrekord ist Ronaldo Luís Nazário de Lima, so der volle Name, seit 2014 los, als ausgerechnet bei der Endrunde in seiner Heimat der Deutsche Miroslav Klose den 16. Treffer notierte.

Und nun hat den 44-Jährigen auch in der Seleção die Gegenwart eingeholt: Mit einem Hattrick gegen Peru in der WM-Qualifikation zog Neymar mit 64 Toren am Vorgänger (62) vorbei und firmiert als Brasiliens zweitbester Schütze nach Pelé (77). Die Wachablöse würdigte der teuerste Fußballer der Welt, indem er mit Ronaldos Fingerzeig jubelte. Doch wer erinnert sich noch daran, dass dieser eine ganze Generation in seinen Bann gezogen hat, so wie es heute CR7 und Lionel Messi tun?

Tempo, Dribbling und Torriecher machten Ronaldo zu „O Fenomeno“ (das Phänomen). Über PSV Eindhoven, Barcelona, Inter und Real Madrid eroberte er die Welt, ganz ohne Social Media. Sein Ruf als Lebemann begleitete ihn, hinzu kamen Skandale wie der Krampf vor dem WM-Finale 1998 (0:3 gegen Frankreich). Die Ursache ist bis heute ungeklärt. Die triumphale Wiedergutmachung folgte mit dem WM-Titel 2002, bei dem Ronaldos Frisur polarisierte. Die Haarmatte am Stirnansatz sollte von den Sorgen um seine Fitness nach Verletzungen ablenken, verriet er in seiner Biografie. Der Plan ging auf.

Ronaldo bejubelt sein Tor im WM-Finale 2002 gegen Deutschland
Ronaldo bejubelt sein Tor im WM-Finale 2002 gegen Deutschland(c) Action Images (Andrew Budd)

Wenig Show, viel Business

Nike machte Ronaldo zur Werbeikone, sein Vertrag läuft auf Lebenszeit. Die Teilnahme an einer TV-Abnehmshow (Resultat: 17 kg) blieb die Ausnahme, der vierfache Vater tritt vornehmlich als Geschäftsmann auf. Schließlich gehört er zur ersten Spielergeneration, die schon zu aktiven Zeiten ausreichend Kapital angehäuft hat. So gründete Ronaldo eine Sportvermarktungsfirma und betreibt Fußballakademien auf der ganzen Welt. 2014 saß er im Organisationskomitee für die WM in Brasilien, danach zog er nach London, um Sprache und Kontakte in die Finanzwelt zu verbessern. Inzwischen hat der 44-Jährige seinen Wohnsitz nach Madrid verlegt, um sein jüngstes Projekt zu betreuen.

2018 kaufte sich Ronaldo um 30 Millionen Euro als Mehrheitseigentümer bei Real Valladolid ein, fungiert seither als Präsident. Für mehr als den Provinzklub nordwestlich von Madrid reichte das Geld nicht, zumal Ex-Klub Real keine Aktionäre erlaubt. Noch lässt die angekündigte Revolution auf sich warten, als Tabellen-13. gelang zumindest der Klassenerhalt souverän. „Ich arbeite viel mehr und verdiene unendlich viel weniger als damals als Spieler“, scherzt Ronaldo. Dafür macht er sich künftig vielleicht als jubelnder Funktionär wieder einen Namen.

Ronaldo mit Freundin Celina Locks bei einem Ligaspiel von Valladolid im Februar 2020
Ronaldo mit Freundin Celina Locks bei einem Ligaspiel von Valladolid im Februar 2020(c) Getty Images (Angel Martinez)

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