Seit der Nowitschok-Vergiftung ist der Oppositionspolitiker bekannt und beliebt wie nie zuvor. Bei der Duma-Wahl im nächsten Jahr will er den Kreml so richtig unter Druck setzen.
Er fordert EU-Einreisesperren für Kreml-nahe Oligarchen, trifft Angela Merkel und steht Journalisten Rede und Antwort. Nach Interviews mit „Spiegel“ und „Bild“ wendet sich Alexej Nawalny an das russische Publikum – in Gesprächen mit dem unabhängigen TV-Sender „Doschd“ oder dem populären russischen YouTuber Jurij Dud, der für das Gespräch extra nach Berlin reiste. Mehr als 17 Millionen Mal wurde Duds Interview aufgerufen. In dem mehr als zweistündigen Gespräch wirkt Nawalny energiegeladen. Er scherzt. Gestikuliert. Nur beim Trinken aus der Wasserflasche zittern seine Hände.
Seine Frau, Julia, hat Nawalny das Versprechen abgerungen, dass es erst heimwärts geht, wenn er vollständig genesen ist. „Ich denke, er hat mich gehört“, sagt die nervenstarke Frau, die die Arbeit ihres Partners voll unterstützt. Nawalny rechnet damit, dass er in etwa zwei Monaten fit für den Flug nach Moskau sein könne.