Kritik

Neues Album von Sufjan Stevens: Himmelfahrt mit Synthesizer

(c) Asthmatic Kitty/Evans Richardson
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Mit „The Ascension“, dem Nachfolger zu seinem Meisterwerk „Carrie & Lowell“, kann Songwriter Sufjan Stevens nicht restlos überzeugen. Es gibt zu viel Mittelmaß.

Was kommt nach dem Tod? Für Sufjan Stevens ist es „The Ascension“, Christi Himmelfahrt. So heißt sein neues Album. Auf dem Vorgänger „Carrie & Lowell“ verarbeitete der Singer-Songwriter den Tod seiner psychisch kranken Mutter, sagte Goodbye zu „my little loon“ und dichtete „We're all gonna die“ zum Refrain. Niederschmetternd und großartig. Fünf Jahre ist das schon her. Untätig war der produktive Musiker nicht: Er schrieb das zarte Liebeslied „Mystery of Love“ zu Luca Guadagninos Film „Call Me by Your Name“ (2017) und wurde damit für einen Oscar nominiert. Mit seinem Stiefvater Lowell Brams, dem Ex-Mann seiner Mutter, nahm Stevens das im März erschienene Album „Aporia“ auf, das sich mit seinen New-Age-Synthesizern anhört wie ein Soundtrack zu einem Film, den es nicht gibt.

Banjos und Industrial-Drums

Der erste Eindruck von „The Ascension“ ist enttäuschend: Es fehlt die Intimität, es fehlt eine klare Richtung. Das neue Album schließt mit seiner üppigen Instrumentierung an das epochale „Age of Adz“ (2010) an. Damals schwor Stevens dem filigranen Folk ab, für den er bis dahin bekannt war. „Age of Adz“ war elektronisch, experimentell. Maßlos. Auch auf „The Ascension“ hat Stevens Synthesizer eingesetzt, Akustikgitarren und Banjos, verfremdete Stimmen und Digitalchöre, Industrial-Drums. Aber wo „The Age of Adz“ spaßig und neonbunt war (bei den Konzerten schnallte sich Stevens Flügel um), ist „The Ascension“ traurig und düster. Hin und wieder flackert die schonungslose Intimität von „Carrie & Lowell“ auf, wird aber gleich wieder überschwemmt von Sounds und Songs mittlerer Güte.
Das ist erschöpfend, vor allem in der Länge von 80 Minuten. Dabei gibt es wunderbare Songs auf „The Ascension“. Schöner, harmonischer noch als die Single „Video Game“ ist das elegische „Run Away With Me“: Er will fortlaufen mit einem „sweet, falling remedy“. Liebe als Allheilmittel. Das Dunkel droht, „they will terrorize us, with new confusion“, aber es gibt Hoffnung: „And I will bring you life, a new communion.“

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