Es wäre langsam höchste Zeit, dass uns die Regierung plausibel erklärt, welche Maßnahmen wie wissenschaftlich begründet sind und was ihr langfristiger Plan ist.
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Man braucht angesichts der in ganz Europa steigenden Zahlen nicht nur der positiv Getesteten – die Zahl ist nur begrenzt aussagekräftig –, sondern vor allem auch der Erkrankten nicht viel Fantasie, um neue Beschränkungen unseres Alltagslebens für die kommenden Wochen und Monate zu prophezeien. Wahrscheinlich nicht so massiv wie im Frühling, aber auch nicht eben besonders angenehm.
Genauso wenig Fantasie braucht man, um vorherzusagen, dass die Akzeptanz neuer Repressionen diesmal eher geringer ausfallen wird, als dies bisher der Fall war. Das hat teils zwar irrationale Ursachen, teils aber nachvollziehbare, die schwer wiegen. So ist uns der Gesundheitsminister bis heute eine klare und wissenschaftlich basierte Grundsatzentscheidung darüber schuldig, ob nach wie vor ausschließlich der Schutz des Gesundheitssystems vor Überlastung die oberste Priorität der Covidbekämpfung ist oder ob mittlerweile andere Faktoren eine Rolle spielen. Und, besonders wichtig, welche konkreten Fallzahlen (im Spital, auf der Intensivstation) als tolerabel gelten und welche nicht mehr. Das alles ist bisher eher im Allgemeinen geblieben. Auch wüsste man ganz gern, was konkret geschieht, wenn diese Zahlen überschritten werden – das wäre ja keine ganz irrelevante Information. Wo wollen wir überhaupt hin – zur leider nicht realistischen Ausrottung des Virus oder zu einem permanenten Zyklus von Repression und Entspannung? Und was, wenn es mit der Impfung doch nicht so einfach wird, wie jetzt alle hoffen? Hat jemand einen Plan B, C oder ein Exit-Szenario? Sich da bedeckt zu halten mag einem gewissen Kontrollverlust der handelnden Personen geschuldet sein, wird aber die Akzeptanz neuer Maßnahmen eher nicht gerade erhöhen.