Einspruch

„Ich hasse Männer“ – also auf zur Selektion!

(c) Rowohlt Verlag
  • Drucken

Eine 25-jährige Autorin Pauline Harmange fordert ein „Existenzrecht“ für Misandrie. Da war Doris Lessing schon weiter.

Es ist immer gut, wenn übertriebene Zensurfreude das Gegenteil bewirkt. Wie im Fall eines Pamphlets, das bald unter dem Titel „Ich hasse Männer“ auf Deutsch herauskommt. Ein Mitarbeiter des französischen Ministeriums für die Gleichstellung von Mann und Frau hatte das in 450 Exemplaren erschienene Original als Aufruf zum geschlechtsspezifischen Hass gesehen und dem Verlag mit Klage gedroht. Ein G'riss entstand ums Büchlein, ein wichtiger Verlag brachte „Moi, les hommes, je les déteste“ jetzt groß heraus.

Wer diesen Text zensurwürdig findet, erinnere sich daran, was im selben Land erst vor wenigen Jahren nicht zensuriert wurde: etwa Richard Millets „Loblied auf Anders Breivik“, genauer, auf die „formale Perfektion“ seines Massenmordes. Oder die Tagebücher, in denen der Autor Gabriel Matzneff ausführlich seine Laufbahn als Liebhaber zwölf-, 13-jähriger Mädchen beschrieb. Beides mittelmäßige Autoren, aber lange Profiteure eines alten, männliches Geniegetue anbetenden Literaturbetriebs.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.