Konflikt

USA knöpfen sich weltgrößtes Fintech Ant vor

(c) REUTERS (Shu Zhang)
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Nach dem Mobilfunkausrüster Huawei haben die USA nun den nächsten chinesischen Konzern im Visier. Es handelt sich um die zum Alibaba-Imperium gehörende Ant Group. Das weltgrößte Fintech spricht von „Mobbing“.

Washington. Um das vor dem weltgrößten Börsengang stehende Fintech Ant Group ist ein Streit zwischen China und den USA entbrannt. Das US-Außenministerium will den zum Firmenimperium des Alibaba-Gründers Jack Ma gehörenden Konzern auf eine schwarze Liste setzen, wie Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten. China erklärte am Donnerstag, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Interessen seiner Unternehmen zu schützen.

Die US-Regierung versucht, Amerikanern eine Teilnahme an dem noch für diesen Monat geplanten Börsengang der Ant Group zu verwehren. Sie fürchtet, dass die chinesische Regierung auf sensible Bankdaten von künftigen US-Nutzern der Ant-Zahlungsapp AliPay zugreifen könnte.

Wie die Sanktionen gegen das von Jack Ma ins Leben gerufene Unternehmen konkret aussehen, blieb unklar. Insider sagten, das Außenministerium habe der Regierung Vorschläge gemacht, aber es sei nicht klar, wann sich die betreffenden Behörden damit beschäftigen. Die USA missbrauchten ihr Konzept der nationalen Sicherheit, um Firmen aus dem Ausland zu unterdrücken, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums. „Das ist Mobbing.“ Die beiden Länder fechten seit Jahren einen erbitterten Handelsstreit um Zölle aus. Die US-Regierung setzte zahlreiche Firmen aus China wie den Mobilfunkausrüster Huawei auf eine schwarze Liste, die es US-Unternehmen untersagt, mit den Firmen aus China Geschäfte zu betreiben. Experten gehen davon aus, dass Trump Anlegern nicht verbieten kann, sich an dem Börsengang von Ant in Hongkong und Shanghai zu beteiligen.

Ant Group strebt die Platzierung nach eigenen Aussagen eigentlich noch vor der US-Präsidentschaftswahl am 3. November an. Die drohenden Sanktionen sind nicht die einzige Hürde für das Fintech, das zuletzt mit mehr als 200 Milliarden Dollar (170 Mrd. Euro) bewertet wurde. Insidern zufolge prüft die chinesische Regierung einen Interessenkonflikt, weil die Zahlungsplattform AliPay für manche Kleinanleger der einzige Kanal ist, Aktien von Ant zu zeichnen und am Börsengang teilzunehmen.

Ant Group wartet noch auf die finale Genehmigung des Börsengangs, der mit 35 Milliarden Dollar die Rekord-Neuemission des Ölgiganten Saudi Aramco übertreffen könnte. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2020)

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