Unterwegs mit der Erdgeschoß-, Quartiers- und Standortmanagerin des neuen Wiener Nordbahnviertels. Von der Arbeit zwischen Büro, Baustelle und Kreativraum.
Ein Italiener fehlt uns noch, Buch und Papier, ein Drogeriemarkt“, zählt Monika Hohenecker die Pläne für das Viertel auf. „Und ein richtiges Wiener Gasthaus natürlich.“
Seit zwei Jahren ist Hohenecker Geschäftsführerin der Nordbahnviertel Service GmbH, die sich seit 2018 um eine für das neue Viertel passende Besiedelung der Erdgeschoßzonen kümmert. Auf eigenes Risiko des Unternehmens. „Wir übernehmen die Flächen von den Bauträgern und vergeben sie weiter.“ Das ist in Wien einzigartig, könnte aber durchaus Schule machen. „Wir bleiben jedenfalls hier, bis das Grätzel wirklich lebt.“
70 Lokale fürs Nordbahnviertel
Dazu ist viel zu tun. Während sich ringsum alles verändert – und etwa die Straßenbahnlinie O noch ganz frisch zum neuen Christine-Nöstlinger-Bildungscampus kurvt –, gilt es, konsequent das langfristige Ziel zu verfolgen: 70 passende Mieter sollen gefunden werden, für 25.000 Quadratmeter. Post, Trafik und Billa sind schon da, ebenso Fahrradgeschäft und Barrista, ein Reformhaus und Kulinarik aus der Levante und Asien. Dabei geht es nicht nur darum, zahlende Mieter zu finden.
„Wir sind Anlaufstelle, Schnittstelle, Vermittler zwischen den Bauträgern, den (zukünftigen) Mietern und den Anwohnern“, erklärt Hohenecker. Daher wurden zu Beginn Standortstudien gemacht, Befragungen durchgeführt, und man hat ein offenes Ohr für Anregungen oder konstruktive Kritik. „Wir sind dazu da, das, was in alten Vierteln langsam entstanden ist, in kurzer Zeit so aufzubauen, dass es langfristig funktioniert.“
Den richtigen Mix ermöglichen
Das fängt natürlich schon bei der Planung der Gebäude an. „Die Bauträger müssen ja wissen, was gebraucht wird: Ein großes Geschäftslokal, viele kleine, oder ganz was Spezielles“ erklärt Hohenecker. Inzwischen setze man darauf, bei Bedarf eher Trennwände einzubauen als nachträglich zu vergrößern. „Da sammelt man so seine Erfahrungen.“
Vor allem aber habe sich Vertrauen gebildet. Denn es dauerte fast ein Jahr, bis der Vertrag, der die Zuständigkeit und Aufgaben der NBV GmbH genau klärt, ausgehandelt war. Anders wäre es aber nicht gegangen: „Das Erdgeschoß lässt sich hier nur sinnvoll bespielen, wenn Standortfragen und Grätzelarbeit damit verknüpft werden.“ Das gehe über die gewerblichen Flächen weit hinaus. „Nahversorgung ist super, Dienstleistung auch. Aber es braucht auch Raum für Kreativität, für Treffen ohne Konsumationspflicht, für eine Kindergeburtstagsfeier, für Handwerk und Musik.“
Von der Nordbahnhalle – an ihrer Stelle fährt die Bim heute ihre Umkehrschleife – wurde die Idee der vermietbaren Kojen übernommen – und Flexpace genannt. „Das sind Räume ohne fixe Mietverträge für Kleinstunternehmer“, erklärt Hohenecker. Sie werden, mit Grundausstattung, gegen ein All-Inclusive-Nutzungsentgelt vermietet. Preisliste gäbe es keine. „Man kann große Händlerketten und kleine Start-ups oder Handwerker nicht über einen Kamm scheren. Aber beide sind notwendig, damit ein Viertel lebendig wird“. Ob sich die Pionierarbeit lohnt, wird sich zeigen. Nicht nur, aber auch dann, „wenn es hier einen guten Wirten gibt, wo man abends einfach sitzen bleiben kann“.
Auf einen Blick
Auf dem 32 Hektar großen Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs sollen bis 2026 über 20.000 Menschen neue Wohnungen bezogen haben. Neben Grünraum und Freiflächen sind rund 70 Gewerbeflächen für Nahversorgung und Dienstleistung geplant. Die Nordbahnviertel NBV GmbH ist als Schnittstelle seit 2018 für die Umsetzung und Vermietung der Geschäftsflächen zuständig. Derzeit wird aktiv nach Interessierten Mietern gesucht: www.nordbahnviertel.wien
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