Analyse

Brexit: Kollisionskurs oder Theaterdonner?

Boris Johnson
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Premier Boris Johnson droht den Europäern mit einem harten Bruch nach dem Vorbild Australiens. Doch selbst die von ihm als Vorbild genannten Australier sind an intensiveren Handelsbeziehungen mit der EU durchaus interessiert.

Der Berg kreißte und gebar ein Känguru – so in etwa lässt sich der Versuch des britischen Premierministers Boris Johnson am Freitag zusammenfassen, Dynamik in die Gespräche über die künftigen (Wirtschafts-)Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU zu bringen. Am Freitag kündigte Johnson an, sein Land bereite sich nun auf eine „australische Lösung“ vor, nachdem die Europäer nicht dazu bereit seien, mit Großbritannien so Handel zu treiben wie mit Kanada. Sollte die EU ihren Ansatz in den Verhandlungen nicht grundlegend ändern, dann werde es einen Brexit ohne Abkommen geben, sagte der Regierungschef in einer kurzfristig anberaumten Stellungnahme Freitagmittag.

Deutlich interessanter als das Gesagte ist allerdings das, was Johnson nicht angekündigt hat: nämlich den Abbruch der Verhandlungen über einen künftigen Modus vivendi. Daran, dass EU-Chefverhandler Michel Barnier am kommenden Montag zur nächsten Gesprächsrunde in London erwartet wird, hat sich demnach nichts geändert. Barnier hält einen Kompromiss in den kommenden Wochen immer noch für möglich – vorausgesetzt, die Briten bewegen sich bei den drei heiklen Streitfragen Fischereirechte, Fair Play beim Zugang zum Binnenmarkt und den Sanktionsmechanismus des künftigen Abkommens. Den Austritt aus der EU hat Großbritannien bereits am 31. Jänner vollzogen, bis Jahresende läuft noch eine Übergangsfrist, während der die Briten am EU-Binnenmarkt teilnehmen dürfen. Allerdings spielte Johnson gestern den Ball zurück an die Europäer: Sie müssten sich auf die Briten zubewegen, um einen Abschluss zu ermöglichen.

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