Kennt keine Hierarchie der Gattungen und Genres. Karl-Markus Gauß.
Spectrum

Sein ganz eigener Blick

„Die unaufhörliche Wanderung“: ein Gegenprogramm zur „Abenteuerlichen Reise durch mein Zimmer“? So wie Karl-Markus Gauß dort die Welt in sein Zimmer holte, so schaut er jetzt auf Details und ihre Widersprüche, wenn er auf Reisen ist. Ein Netz von genauen Blicken und Reflexionen.

Wenn einer schon weiß, worauf er hinauswill, und nur noch nach Worten sucht, in die er es „kleiden“ möchte, wenn seine Ansicht bereits feststeht und er nur nach wirkungsvollen Sätzen sucht, in denen er ihr Ausdruck verleihen möchte, so ist er bestenfalls ein guter Meinungsmakler, wahrscheinlich ein schlimmer Ideologe, mit Sicherheit aber kein Künstler, kein Schriftsteller.

Die literarische Kunst von Karl-Markus Gauß fasziniert immer wieder von Neuem gerade dadurch, dass sie von einem gegenläufigen Motor angetrieben ist: „Schreibend etwas herauszufinden, über mich, meine Zeit, einen historischen Landstrich, einen Menschen und in all dem immer wieder über mich.“ Und das gilt nicht nur für seine Bücher, sondern auch für Texte, die andere bestenfalls zu Nebenwerken degradieren: die Literaturkritiken. „Ich verfasse Literaturkritiken, weil ich mir über die Bücher, die ich lese, erst klar werde, indem ich über sie schreibe“, formuliert er in seinem jüngsten Buch: „Die unaufhörliche Wanderung“. Für Gauß gibt es in der Literatur keine Hierarchie der Gattungen und Genres, seine genau kalkulierten Sätze kommen immer aus derselben Neugier.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.