Auch die Wiener ÖVP kritisiert nun die "Wiener Blut"-Plakate der FPÖ. "Das Problem ist, dass es sich nicht mehr nur um eine dumpfe Botschaft handelt", warnt Obfrau Christine Marek.
Nach SPÖ und Grünen hat am Mittwoch auch die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek die "Wiener Blut"-Plakate der FPÖ scharf kritisiert.
"Das Problem ist, dass es sich nicht mehr nur um eine dumpfe Botschaft handelt. Es fängt an, gefährlich zu werden", konstatierte die Obfrau der Stadtschwarzen am Rande einer Pressekonferenz. Das blaue Sujet enthalte eine "Botschaft mit vielen Giftpfeilen", die im Sinne des Zusammenlebens "unverantwortlich" sei.
"Ich denke nicht an Walzer und Operette" "Was wir gelernt haben ist, dass es noch tiefer geht", resümierte Marek mit Hinweis auf FPÖ-Plakate aus früheren Wahlkämpfen. Beim aktuellen Sujet ("Mehr MUT für unser 'Wiener Blut'") ortet sie strategische Provokation: "Sie wollten einen Aufschrei, den haben sie erreicht." Es sei notwendig, Probleme anzusprechen und Lösungen anzubieten. Was FP-Chef Heinz-Christian Strache und Konsorten allerdings täten, sei, Probleme zu kompensieren bzw. zu verstärken.
Dem Argument von FP-Generalsekretär Herbert Kickl, der Begriff "Wiener Blut" sei ein Synonym für heimische Tradition, kann Marek nichts abgewinnen: "Wenn ich das Plakat sehe, denke ich ehrlich gesagt nicht an Walzer und Operette."
Der aktuelle Wahlsogan der FPÖ für die Wien-Wahl "Mehr Mut für unser 'Wiener Blut' - Zu viel Fremdes tut niemandem gut" sorgt für Empörung. Die Grünen forderten bereits den Stopp der Plakatwelle und erklärten, die Wortwahl der Plakate erinnere an "Nazi-Jargon". Die FPÖ ließ auch schon in der Vergangenheit mit ähnlichen Wortkreationen aufhorchen. Bei der Nationalratswahl 2006 etwa zierte der Reim "Daham statt Islam" ihre Plakate.Hier ein Überblick über andere polarisierende Wahlplakate. (c) APA (Helmut Fohringer) Für Gesprächsstoff in Klagenfurt sorgt derzeit ein Plakat, auf dem man das Unfallauto des ehemaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider sieht. Darunter liest man die Aufschrift "Follow your leader". Dazu prangen die Namen von Heinz-Christian Strache und Gerhard Dörfler mit einem fiktiven Sterbedatum darauf. Laut "Krone" stammt das Plakat von der Grünalternativen Jugend. Die FPK und die FPÖ sind empört, genauso wie die Kärntner Grünen, die sich von dem Plakat distanzieren und die Urheberschaft bestreiten. (c) APA (Ermo) Die Verkehrskampagne der Jungen ÖVP (JVP) für einen 24-Stunden-Betrieb der Wiener U-Bahn trieb SPÖ und Grüne 2009 auf die Barrikaden. Die JVP warb mit zwei leichtbekleideten Pappfiguren, die sich das Schild "24 h Verkehr am Wochenende" vor die Brust halten. Auf einem weiteren Sujet schmachtet die Frau ihren Mann im Muskelshirt mit den Worten an: "Wenn wir unseren Verkehr so planen, kommen wir nie in Fahrt...". SPÖ und Grüne fanden die Kampagne "geschmacklos und sexisitisch". JVP Wien Bei der ÖH-Wahl 2009 setzten die SPÖ-Studenten des VSStÖ mit einer Papstkarikatur auf Provokation. Aus dem Spiegel blickt Papst Benedikt XVI. ein Affe in Talar und Stola entgegen, um den Hals das Bischofskreuz. Auf einem Plakat daneben prangen die neuen Todsünden – Homosexualität, Gleichstellung, Abtreibung, Verhütung, Aufarbeitung, Kritik an der Kirche. Die Karikatur war auf dem Cover des Uni-Magazins „Sowi Offensiv“ zu sehen. Der Titel des dazugehörigen Artikels lautete „Vom Affen zum Pfaffen“. Robert Jäger Mit einer besonders geschmacklosen Kampagne ritterte das BZÖ bei den Grazer Gemeinderatswahlen 2008 um die Gunst der Wähler. Zum Glück nur mit Besen bewaffnet versprachen Spitzenkandidat Gerald Grosz und andere BZÖ-Kandidaten "Wir säubern Graz". BZÖ Nach heftiger Kritik der anderen Parteien relativierte Gerald Grosz die BZÖ-Kampagne. Er betonte, dass sie sich nicht gegen Menschen, sondern gegen Missstände richte. "Aber auch gegen Extremisten, Fundamentalisten und Fanatisten", ergänzte Peter Westenthaler. Denn "Wir sind für Law and Order". Knapp fünf Prozent der Wähler begrüßten diese Form der Politik. Anonym Ein Plakat, das die Wiener Grünen an ihrer Parteizentrale in der Lindengasse hängen hatten, erhitzte im Dezember 2007 die Gemüter. In Abwandlung des Werbesujets "Nimm ein Sackerl für mein Gackerl" der Stadt Wien dichtete jemand "Nimm dein Flaggerl für dein Gaggerl" mit dem Zusatz: "Wer Österreich liebt, muss Scheiße sein". Aufgehängt wurde das viel kritisierte Plakat von der Grünen Parteijugend, die damit Nationalismus-Kritik üben wollten. Das verfremdete Hundekot-Plakat wurde aber alsbald wieder entfernt. (c) APA (Martin Fichter) Eine Schlacht der Schuldzuweisungen lieferten sich ÖVP und SPÖ in vergangenen Wahlkämpfen zuhauf. Vom Anschwärzen des Konkurrenten versprachen sich die Wahlkampfzentralen offenbar viel Erfolg. So startete die ÖVP bei den Wiener Landtagswahlen 2005 mit einer Negativ-Plakatserie durch, die immer den Untertitel "weil in Wien rot regiert" trug. Das führte beispielsweise zu diesem Slogan: "Die meisten Arbeitslosen in Österreich - weil in Wien rot regiert" . (c) APA (Barbara Gindl) Bei den Nationalratswahlen 2008 wurde der Ton der ÖVP noch etwas schärfer. Man warf der SPÖ vor, sie habe "Ganz Wien für dumm verkauft!". Anlass für den verbalen Schlagabtausch war eine angebliche "Entlastungslüge der Faymann-Gusenbauer-SPÖ". Denn laut ÖVP sei nur Luxus-Essen wirklich billiger und auf den Mittelstand völlig vergessen worden. Aus diesem Grund pries sich die ÖVP im unteren Drittel des Plakats auch als "Die bessere Wahl" an. (c) Presse Print (Michaela Bruckberger) Aber auch die SPÖ sparte nicht an kritischen Tönen ihrem Wahlkonkurrenten ÖVP gegenüber. Bei der Nationalratswahl 2006 buhlten die Sozialdemokraten um eine ihrer größten Wählerschaften - die Pensionisten. "Die ÖVP wird Pensionen weiter kürzen" hieß ein Werbeslogan. Aber "nicht mit uns" versprach die SPÖ, denn "mehr Fairness braucht das Land". (c) Presse Print (Clemens Fabry) Eine neue Wahltaktik schlug Werner Faymann bei den Nationalratswahlen 2008 an. Er meinte, es sei "Genug gestritten" und setzte auf Versöhnung und Dialogbereitschaft mit der ÖVP. Trotz herber Verluste konnte er den ersten Platz für die SPÖ sichern. Am 23. November 2008 erklärten SPÖ und ÖVP in trauter Einheit, dass sie sich auf eine Neuauflage der großen Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler geeinigt haben. SPÖ Auch in Deutschland sorgte schon so manches Wahlplakat für großes Aufsehen. So etwa ein Plakat, das im Berliner Wahlbezirk Kreuzberg-Friedrichshain 2009 hing. Es zeigt zwei Frauen mit tiefem Dekolleté: Die Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel und rechts daneben Vera Lengsfeld, CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemals DDR-Bürgerrechtlerin der ersten Stunde. Darunter der Slogan: "Wir haben mehr zu bieten." (c) AP Photo (Gero Breloer) Das Plakat löste einen heftigen Streit über Sexismus, Prüderie und doppelbödige Wahlwerbung aus. Auch in der CDU-Zentrale zeigte man sich nicht sonderlich amüsiert. Ein CDU-Sprecher befand knapp: "Das ist nicht mit uns abgestimmt." Auch mit der Kanzlerin nicht, wie Lengsfeld freimütig einräumte. Die umstrittenen Wahlplakate der Berliner CDU-Politikerin wurden abgehängt und durch ein neues Motiv ersetzt. AP Photo (Gero Breloer) Mit einem schwarzen weiblichen Hintern, um den sich weiße Frauen-Hände mit rot-lackierten Fingernägeln schließen, wollten die Grünen ebenfalls 2009 im deutschen Kaarst (Nordrhein-Westfalen) bei den Wählern punkten. Die dazugehörige Botschaft: "Der einzige Grund, Schwarz zu wählen. Zeit für Grün". Vom politischen Gegner hagelte es Kritik für das Sujet: Es sei rassistisch und sexistisch. Das Plakat wurde daraufhin zurückgezogen. (c) APA (dpa) Wahlplakate, die für Aufregung sorg(t)en (APA)
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