Adolf Frohner.
Augenblicke

Adolf Frohner: Aufrütteln, provozieren, Tabus brechen

Ein polarisierender Aktionist der ersten Stundesieht Kunst nicht als ästhetischen Rückzugsort. Seine Bilder zeigen eine Wirklichkeit, die auch hässlich sein kann.

Achtung! Erregung öffentlichen Ärgernisses!“ warnt ein Schild vor dem Eingang in der Perinetgasse 1 in Wien Brigittenau. Im feuchten Keller des Hauses wollen Künstler auf die verkrusteten Strukturen der Gesellschaft aufmerksam machen. Mit exzessiven Orgien. Darunter der Blutorgel, einer Einmauerungsaktion, die als Beginn des Wiener Aktionismus gilt.
Vom 1. bis 4. Juni 1962 riegeln Otto Muehl, Hermann Nitsch und Adolf Frohner den Ausgang des Kellerlokals mit einer Mauer ab und frönen der schrankenlosen Enthemmung. Man wolle „Dummheit und Intoleranz mit Blasphemie, Sadismus und Obszönität bekämpfen.“ In Exerzitien soll „Die von Krieg und Propaganda vergiftete Kunst einen neuen Sinn bekommen, sinnlicher werden und Tabus brechen ... die ganze Materie des Kosmos wollen wir verwandeln ... und Alkohol soll den Körperpanzer sprengen.“

Im Jahr der Einmauerungsaktion in jenem Wiener Keller – Frohner hat sich bald davon distanziert – findet die erste Ausstellung seiner Objekt- und Aktionskunst in Wien statt. Wiederholte Male reist er während der 1960er-Jahre nach Paris, lernt Jean Dubuffet kennen, beobachtet die aktuellen Kunstströmungen. Und saugt sie auf.

Wie den Nouveau Réalisme, dessen Ziel es ist, den erhabenen Status der bildenden Kunst zu sprengen und mit gefundenen Materialien die Realität des täglichen Lebens in die Kunst zu integrieren. Es entsteht eine völlig neue Verbindung von Leben und Kunst: Radikal und antibürgerlich. Von Pierre Restany und Daniel Spoerri – dessen Mitarbeiter er in seinem Pariser Atelier ist – beeinflusst, sucht Frohner selbst auch bald mit seinen markanten Materialbildern Antworten auf die Wirklichkeit. Und entdeckt schonungslos die Ästhetik des Hässlichen. Wie mit seinen Hackbildern, Gerümpelplastiken oder der Skulptur mit abnehmbaren Busen.

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