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Machte Regen Dinos groß?

Im Film taucht der T. rex aus prasselndem Regen auf. Hat er es in der Realität auch getan?
Im Film taucht der T. rex aus prasselndem Regen auf. Hat er es in der Realität auch getan? NG Collection / Interfoto / pict
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Ein lang übersehenes Massensterben in der Trias ließ möglicherweise eine Gruppe von Sauriern zu Herren der Erde werden.

In einem Bernstein in Australien hat Jeffrey Stilwell (Victoria) einen Springschwanz gefunden – ein millimeterkleines Bodeninsekt –, der vor etwa 40 Millionen Jahren in einen Tropfen Harz geraten ist (Scientific Reports 10:5703). Es ist der erste derartige Fund in Australien, er wird Springschwanz-Spezialisten freuen – etwa an der Boku in Wien, wo schon manches Forscherleben diesem Tier gewidmet wurde. Die breitere Bedeutung liegt aber darin, dass sich bisher kaum Bernstein in Australien gefunden hat, und nun hat Stilwell nicht nur den einen gesichtet, sondern viele, die ältesten entstanden vor 231 Millionen Jahren. Also gab es damals in der Region – am südlichen Rand des Superkontinents Gondwana, der am Auseinanderbrechen war – Bäume, die dünnflüssiges Harz absonderten (auch an anderen Enden von Gondwana bildeten sich zu der Zeit die ersten Bernsteine). Und die brauchten zum Gedeihen Regen, viel Regen.

Dieser war aber zu der Zeit – in der Mitte der Trias, die vor 252 Millionen Jahren begann und 51 Millionen Jahre dauerte – extrem rar, die Erde war weithin Wüste. Mit einer zeitlichen Ausnahme: Vor 232 Millionen Jahren begann es in Strömen zu gießen, zwei Millionen Jahre lang, zeitgleich verschwanden viele Arten, in den Meeren wie am Land, dieses Massensterben stand den prominenteren fünf anderen in der Geschichte der Erde kaum nach.

Gab es einen Zusammenhang zwischen beidem? Eine erste Spur des großen Regens im Abschnitt der Trias, der Karnium heißt, hatten Geologen in den 1970er-Jahren in Gestein in Österreich gesichtet, etwa in den „Lunzer Schichten“ (Schlager/Schönberger, Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, 66/67, S. 166). Sie nannten es „nasses Intermezzo der Trias“, verfolgten aber die Spur nicht weiter. Aber Mitte der 1980er-Jahre stieß Alastair Ruffell, ein Geologiestudent, in seiner Heimat in Somerset im Südwesten Englands auf einen 232 Millionen Jahre alten dünnen grauen Streifen – einen Anzeiger von Nässe – mitten in staubtrockenem orangeroten Gestein.

Zur gleichen Zeit fiel einem angehenden Paläontologen, Michael Simms, in ebenso alten Meeressedimenten ein Artensterben auf: Die Crinoidea – Seelilien und Haarsterne –, die erst in der früheren Trias aufgeblüht waren, verschwanden in großer Zahl. Das erzählte Simms bei einer zufälligen Begegnung Ruffell, der reagierte trocken: „Damals regnete es. Vielleicht mochten die Crinoidea keinen Regen“ (Nature 576, S. 26).
Das war britischer Humor, schließlich leben Crinoidea im Wasser, an Meeresküsten. Aber irgendetwas an bzw. in diesem Wasser hatte sich verändert, vielleicht die Chemie, vielleicht hatten auch die angeschwollenen Flüsse so viele Nährstoffe gebracht, dass Algen blühten und alles verbrauchten und für die Crinoidea – Filtrierer – zu wenig blieb. Dies vermuteten Simms/Russell früh (Geology 17, S. 265), bestätigt wurde es 2017 von Alexander Dunhill, University of Leeds (Paleontology 12332). Auch sonst tat sich in den Meeren viel, ganz neue Planktonarten tauchten auf, und ganz neue Korallen, jene, die sich mit fotosynthesetreibenden Algen (Zooxanthellen) zusammentaten und bis heute Riffe bilden.

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