Leben

"Liebes Corona-Tagebuch"

Bibiane Zeller-Presenhuber hat in der Zeit ihrer Corona-Erkrankung ein Tagebuch geführt. Mittlerweile ist sie wieder genesen.
Bibiane Zeller-Presenhuber hat in der Zeit ihrer Corona-Erkrankung ein Tagebuch geführt. Mittlerweile ist sie wieder genesen.Die Presse/Clemens Fabry
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Wie es sich anfühlt, wenn sich ein Vier-Personen-Haushalt in positive und negative Corona-Getestete unterteilt. Ein Tagebuch-Auszug.

Ich habe Corona. Die Seuche ist da, in mir und auch in einem Teil meiner Familie. Mein Elfjähriger hat sie vom Gitarrenunterricht nach Hause gebracht. Der Große nimmt zwar beim gleichen Lehrer Unterricht, er aber blieb verschont. Warum? Gutes Immunsystem, würden so manche sagen. Das mag schon sein. Doch er und sein Vater (der auch nicht infiziert wurde) sind jene Familienmitglieder, die seit dem Frühling Probleme mit der Lunge haben. Beide sind Allergiker. Tolles Immunsystem?

Das Zusammenleben als Familie ist etwas anstrengend, wenn zwei zu den „Positiven“ und zwei zu den „Negativen“ gehören. Die „Negativen“ wohnen jetzt im Keller oder besser im Untergeschoß. Falls die beiden sich in das Obergeschoß zu uns „Positiven“ wagen, dann nur mit FFP2-Maske. Der Teenager nimmt seine Absonderung, wie die Behörde die Quarantäne nennt, besonders ernst. Er isst freiwillig im Stehen auf dem Balkon, damit er uns Infizierten nicht zu nahe kommt.

Auf unserem Esstisch stehen Desinfektionsmittel und ein Blumenstrauß. Letzteren haben mir meine Arbeitskolleginnen und Kollegen liebenswerterweise zukommen lassen. Auf dem Kasten neben dem Esstisch liegen unsere Corona-Tagebücher. Wer jetzt erwartet, dass es da einen Überblick unseres Tagesablaufs nachzulesen gibt, irrt. Auf Anweisung der Behörde müssen wir täglich zweimal Fieber messen. Zusätzlich gibt es ein Kästchen für die Befindlichkeiten. Da steht dann, wie der Tag so gelaufen ist. Husten – ja oder nein? Halsschmerzen – ja oder nein? Kurzatmigkeit – ja oder nein. Die Gesundschreibung der Kranken hängt allein von diesem Tagebuch ab. Die Informationen gehen dann via E-Mail an den Amtsarzt und an Prinz Philipp. Letzterer hat mir übrigens auch den Bescheid meiner Covid-19-Infektion zugestellt. Etwas hart sind die britischen Royals schon, wenn sie einen 99-Jährigen bei der BH St. Pölten arbeiten lassen. Zählt er nicht zur Risikogruppe?
Zum Tagesablauf gehört auch regelmäßiges Händewaschen. Die Handseife im Badezimmer neigt sich dem Ende zu. Meine Hände sind bereits so rau, dass ich die Küchenreibe bald bei Willhaben einstellen kann. Das ist aber das geringste Problem.

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