Coronavirus

Merkel ruft zu Kontakt-Einschränkung auf, Steinmeier in Quarantäne

Frank-Walter Steinmeier
Frank-Walter SteinmeierAPA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Ein Personenschützer des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ist positiv auf das Coronavirus getestet worden. Angela Merkel richtet unterdessen einen dringenden Appell an die Bürger.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich am Samstag in Quarantäne begeben. Wie eine Sprecherin des Bundespräsidialamtes in Berlin mitteilte, ist ein Personenschützer des deutschen Staatsoberhauptes positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Bei dem Mann aus dem Kommando des Bundeskriminalamtes handle es sich um eine Kontaktperson ersten Grades. Steinmeier habe sich nun selbst einem Corona-Test unterzogen, das erste Ergebnis liege aber noch nicht vor, sagte die Sprecherin am Samstagnachmittag. Steinmeier wollte an diesem Sonntag zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse eigentlich den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche verleihen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen dringenden Appell zur Eindämmung der Corona-Pandemie an die Bürger gerichtet. Sie rief die Menschen in Deutschland am Samstag auf, ihre Kontakte außerhalb der Familie deutlich einzuschränken und auf alle Reisen zu verzichten, die nicht zwingend notwendig sind.

„Wir sind jetzt in einer sehr ernsten Phase"

"Spätestens seit dieser Woche wissen wir: Wir sind jetzt in einer sehr ernsten Phase der Corona-Pandemie", sagte die Kanzlerin in ihrem wöchentlichen Podcast. "Die Pandemie breitet sich wieder rapide aus, schneller noch als zu Beginn vor mehr als einem halben Jahr." Nun zähle jeder Tag. In dieser Lage reiche es nicht mehr aus, Abstand zu halten und Maske zu tragen.

"Wir müssen jetzt noch weiter gehen. Die Wissenschaft sagt uns klar: Die Ausbreitung des Virus hängt direkt an der Zahl der Kontakte, der Begegnungen, die jeder von uns hat", sagte Merkel. Wenn jeder seine Begegnungen außerhalb der eigenen Familie eine zeitlang deutlich verringere, dann könne es gelingen, den Trend zu immer mehr Infektionen zu stoppen und umzukehren. "Genau das ist heute mein Appell an Sie: Treffen Sie sich mit deutlich weniger Menschen, ob außerhalb oder zu Hause." Zugleich rief Merkel die Bürger zu einem weitgehenden Reiseverzicht auf. "Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort", sagte sie.

Der vergleichsweise entspannte Sommer sei vorbei, nun stünden schwierige Monate bevor. "Wie der Winter wird, wie unser Weihnachten wird, das entscheidet sich in diesen kommenden Tagen und Wochen. Das entscheiden wir alle durch unser Handeln", mahnte Merkel. "Wir müssen jetzt alles tun, damit das Virus sich nicht unkontrolliert ausbreitet. Dabei zählt jetzt jeder Tag." Dafür müssten die Kontaktpersonen jedes infizierten Menschen benachrichtigt werden, um die Ansteckungsketten zu unterbrechen. Die Gesundheitsämter leisteten dabei Großartiges, aber wo die Zahl der Infizierten zu hoch werde, kämen sie nicht mehr hinterher.

Schulen und Kitas sollen offen bleiben

Sie wisse, dass der Verzicht auf Reisen und Kontakte eine harte Einschränkung sei. "Aber wir müssen ihn nur zeitweilig leisten und wir leisten ihn letztlich für uns selbst: Für die eigene Gesundheit und die all derer, denen wir eine Erkrankung ersparen können", sagte die Kanzlerin. Es gehe darum, dass das Gesundheitswesen nicht überfordert werde, Schulen und Kitas (Kindertagesstätten) geöffnet blieben und die Wirtschaft am Laufen gehalten werde. Deutschland sei bisher vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen, weil die Menschen zusammengehalten und die Regeln aus Rücksicht und Vernunft befolgt hätten. "Das ist das wirksamste Mittel, das wir zurzeit gegen die Pandemie haben. Jetzt ist es nötiger denn je."

Das Robert-Koch-Institut hatte zuvor den dritten Tag in Folge einen Rekordwert bei den Neuinfektionen gemeldet. Es gebe 7830 neue Fälle, teilten die Experten mit. 33 Menschen seien an oder mit dem Virus gestorben. Merkel hatte sich bei einer Krisensitzung mit den Ministerpräsidenten am Mittwoch nicht mit der Forderung nach härteren Einschränkungen durchsetzen können.

(APA)

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