Blue-Collar-Arbeiter haben ihren Namen vom traditionell blauen Schutzanzug, dem Blaumann.
USA

Die USA und die Suche nach Blaumännern

Der Mangel an »Blue-Collar-Workers« wird für die USA zum ernsten Problem. Dabei ließe sich die Fachkräftekrise leicht vermeiden.

Es fehlt an Techexperten, so die Annahme des Zeitgeistes. Stimmt das überhaupt? Die „Vordenker des US-Arbeitsmarkts“ würden „sich derzeit viel stärker auf das Risiko einer massiven technologischen Arbeitslosigkeit in ferner Zukunft konzentrieren als auf den bestehenden Arbeitskräftemangel“, lautet die harsche Kritik des Conference Board. Der Thinktank veröffentlicht regelmäßig Arbeitsmarktindikatoren und gibt dem US-Arbeitsmarkt eine düstere Prognose.

Auch wenn die Rezession das Problem „für einige Jahre verringert“, werde „der Arbeitskräftemangel wahrscheinlich mindestens bis 2030 anhalten“. Der US-Arbeitsmarkt habe sich innerhalb von nur einer Dekade von der schwächsten Phase seit der großen Depression nochmals zu einem historischen Allzeittief verschlechtert. Dabei fehlt es nicht an hochqualifizierten Angestellten, sondern an Blue-Collar-Arbeitern, Handwerkern und Industriearbeitern, benannt nach der Arbeitskleidung, dem Blaumann. Die blaue Farbe findet ihren Ursprung übrigens schon im Mittelalter. In der damaligen Ständeordnung wurden teure Mischfarben wie Scharlachrot oder Goldgelb von Adeligen getragen. Die günstige Farbe Blau, hergestellt mit der Färberwaidpflanze, blieb der arbeitenden Bevölkerung vorbehalten. Heute gilt der Blaumann als ein Symbol des Anpackens. Doch das tut die neue Generation anscheinend nicht so gern, zumindest nicht in Industriebetrieben.

Auf jeden Facharbeiter, der in die Arbeitswelt eintritt, folgen fünf, die in Pension gehen. Somit sind Facharbeiter extrem gefragt. Die Arbeitslosenquote für Arbeiter und Handwerker liegt deutlich unter dem Niveau der letzten Rezession von 2007. Minderheiten konnten profitieren. Laut dem Conference Board habe sich die Quote von schwarzen Arbeitern und jungen hispanischen Frauen stark verbessert. In der Vergangenheit waren sie unterrepräsentiert. Unternehmen haben auch „ihre Bemühungen verstärkt, unterversorgte Bevölkerungsgruppen wie Frauen, ältere Arbeitnehmer, Behinderte, Immigranten und Veteranen einzustellen“. So heuert der Autohersteller BMW in den USA inzwischen ehemalige Soldaten für Autohäuser an. Die oft mit Mitte zwanzig aus der Armee ausscheidenden Marines sollen in BMW-Autohäusern Reifen wechseln, Lichtmaschinen einstellen oder die Elektronik in den Karossen richten.

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