Interview

Klimademos "das richtige Thema am falschen Ort"

Jürgen Stockmar (r.), „Presse“- Redakteur Völker: „Wir zählten zu den Pionieren der alternativen Antriebe.“
Jürgen Stockmar (r.), „Presse“- Redakteur Völker: „Wir zählten zu den Pionieren der alternativen Antriebe.“Die Presse/Clemens Fabry
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Ingenieure wie Jürgen Stockmar entwickelten jene Autos, die heute die Welt bewegen. Alternative Antriebe spielten dabei immer mit – ist ihre Zeit nun mit dem Elektroauto gekommen?

Herr Professor, ist etwas dran, dass sich die Garde von Maschinenbauern, zu der Sie gehören, deshalb nicht mit dem Elektroauto anfreunden kann, weil man ein Berufsleben lang mit Verbrennungsmotoren zugange war? Oder kommt Ihnen auch Positives zur E-Mobilität in den Sinn?

Jürgen Stockmar: Mir kommt sogar ein sehr schlagkräftiges Argument pro E-Mobilität in den Sinn: Der Elektromotor ist der ideale Antrieb für ein Fahrzeug, denn er liefert über die Drehzahl ohne Getriebe die gewünschte Zugkraft-Hyperbel. Der Verbrennungsmotor mit seinem ungünstigen Drehmomentverlauf benötigt dafür mehrere Gänge, in Automatgetrieben heutzutage sogar schon bis zehn an der Zahl.

Deshalb macht das Fahren mit einem Elektroantrieb trotz des hohen Gewichts der schweren Batterie viel Spaß. Wegen der Zukunftsfähigkeit von Elektrofahrzeugen haben wir bei Steyr-Daimler-Puch schon in den Neunzigerjahren die ersten E-Fahrzeuge konstruiert und für Fiat den Panda Elettra gebaut. Zehn Jahre später initiierte ich den Bau des ersten Brennstoffzellenfahrzeugs bei Magna-Steyr. Wir gehörten also zu den Pionieren der alternativen Antriebe. Wir mussten aber auch erkennen, dass diese Technologien nicht die nötige Marktreife erreicht hatten.
Schon damals haben wir die Komplexität des Elektrofahrzeugs kennengelernt, die heute mit der aufwendigeren Batterietechnik noch ausgeweitet ist. Der Mythos von der Einfachheit des Elektrofahrzeugs ist eine Mär. Zählt man alle Teile zusammen, ergibt diese Bilanz einen drei- bis vierfachen Teileumfang als ein hoch aufgerüstetes Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. In der Batterietechnologie steckt noch viel Verbesserungspotenzial bei Herstellkosten, Energieinhalt und damit Reichweite. Im Monatsabstand werden ja neue Batteriebauweisen angekündigt, einige davon werden nach entsprechender Forschung zur Serienreife gelangen. Die größte Hoffnung ruht auf Feststoffzellen.

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