Musikverein

Herrlich schroffes Chaos in Haydns »Schöpfung«

Jubel im Musikverein für den Singverein und die Symphoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten.

„ . . . ich wünscht selber, dass der grosse Tonkünstler uns durch sein Musik ein andre Welt erschaffen könnt; denn d'jetzige Welt ist so nicht mehr viel nutz“: Mit bitterem Unterton war das Resümee gewürzt, das der Schriftsteller Josef Richter 1799 nach dem überwältigenden Erlebnis von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ im alten Burgtheater seiner Kunstfigur in den Mund legte, dem aus der Provinz stammenden Autor der „Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran“, einem satirischen Kommentar zum Zeitgeschehen, der als populäres Wochenblatt Verbreitung fand.

Eine alternative Welt ohne gefährliche Viren, das wünschen sich Musikfreundinnen und -freunde derzeit rund um den Globus – und können zumindest in Wien gerade die „Schöpfung“ nicht ohne Rührung vernehmen. Das Werk wirkt neben aller Größe wie eine Art Jungbrunnen, weil es die Erinnerung an packende Platten- oder Konzerterlebnisse aus Kindheit und Jugend weckt. Das potenziert sich in Coronazeiten noch, zumal dann, wenn nach gefühlten Ewigkeiten der Wiener Singverein aufs Podium zurückkehrt, der in den Chören der himmlischen Heerscharen ekstatischen Jubel entzündet. Und auch, weil Andrés Orozco-Estrada, einst in Studienzeiten selbst Mitglied des Chores, nun aber neuer Chefdirigent der Wiener Symphoniker, gerade dieses Werk für seine ersten Musikvereinskonzerte in dieser Funktion ausgewählt hat.

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