Leitartikel

Die Macht der Pandemie

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Der Umgang mit dem Coronavirus entscheidet über Wohl und Wehe von Staaten und Regierenden. In Österreich hielten manche Verantwortlichen leider ein selbstgefälliges Sommerschläfchen.

Ein paar Millionstel Millimeter groß ist das Coronavirus, doch es verändert den Lauf der Geschichte. Der Umgang mit der Pandemie entscheidet über Wohl und Wehe von Bürgern und Regierungen, über Aufstieg und Fall von Staaten, am Ende über das geopolitische Gleichgewicht.

Ausgerechnet in Wuhan, dem Ursprungsort der anfangs fahrlässig vertuschten Infektionskrankheit, organisierten die Propagandisten der chinesischen Diktatur neulich einen Flashmob, in dem ein fähnchenschwenkender Massenchor ohne Mund-Nasen-Schutz fröhlich ein patriotisches Kampfliedchen trällerte. Die Botschaft war klar: China hat das Virus im Gegensatz zum Rest der Welt im Griff.

Tatsächlich ist der Wirtschaftsmotor in der Volksrepublik wieder angesprungen. Die OECD prognostiziert bereits, dass Chinas Bruttoinlandsprodukt Ende 2021 um zehn Prozent größer sein wird als vor der Coronakrise. Die USA dürften erst dann wieder das Niveau von 2019 erreicht haben, während Europa immer noch darunter liegen wird. Eine Vorhersage, die wie die meisten Glaskugel-Modelle mit Vorsicht zu genießen ist. Die Tendenz aber ist deutlich.

Klarer lassen sich derzeit die politischen Folgen der Pandemie abschätzen. Wer sein Land gut durch die Krise bringt, gewinnt. Wer versagt hat, verliert. Neuseelands sozialdemokratische Ministerpräsidentin Jacinda Ardern ist es gelungen, ihren dünn besiedelten Inselstaat fast coronafrei zu machen. Die Wähler dankten es ihr am Samstag mit einer absoluten Mehrheit. US-Präsident Donald Trump hingegen hat in seinem Land ein Desaster mit mehr als 8,2 Millionen Infizierten und über 220.000 Coronatoten zu verantworten. Dementsprechend weit abgeschlagen liegt er vor der Wahl hinter seinem schwächlichen Herausforderer, Joe Biden.

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