Gedankenlese

Schließt sich der transatlantische Graben nach dem 3. November?

Experten warnen vor europäischen Hoffnungen auf ein „business as usual“ nach einem Wahlsieg Joe Bidens.

Je näher der US-Wahltag rückt, je schriller das Wahlkampfgetöse, je erratischer das Verhalten des um seine Wiederwahl kämpfenden Amtsinhabers und je schärfer die Polarisierung der US-Gesellschaft, desto besorgter blickt die Welt auf den Schicksalstag 3. November. Denn überall stellt man sich die Frage: Wird an der Spitze der westlichen Führungsmacht bis 2025 weiter ein impulsiver, sprunghafter, unberechenbarer und selbstverliebter Possenreißer stehen? Oder führt ein politisch zwar erfahrener, aber träger und trivialer Altpolitiker die Weltmacht nach den vier aufregenden und aufreibenden Trump-Jahren wieder in etwas ruhigere Gewässer?

Die Berliner Fachzeitschrift „Internationale Politik“ (5/2020) nimmt unter dem Titelthema „Der große Graben“ eine Bestandsaufnahme des transatlantischen Verhältnisses vor und wagt auch einen Blick in die Zukunft. Wenn Trump wieder gewählt wird, prophezeit da etwa Professor Daniel S. Hamilton von der Johns Hopkins University, werde er gegenüber den Verbündeten noch rücksichtsloser auf eine Strategie der Leistung und Gegenleistung setzen, konkret: Wer nicht zahle, bekomme auch keinen Schutz. Aber auch wenn Joe Biden gewinne, wäre es ein Irrtum der Europäer, zu glauben, dass in den Beziehungen USA/Europa zum Modus „business as usual“ zurückgekehrt werde: „Das transatlantische Verhältnis, wie wir es kennen, ist tot.“

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