Armenien und Aserbaidschan beschuldigen sich gegenseitig für Ausbruch neuer Kämpfe.
Baku/Jerewan. Die Waffenruhe hielt nur wenige Minuten: Im Konflikt um die Region Berg-Karabach beschuldigten sich am Sonntag Armenien und Aserbaidschan gegenseitig, die seit Mitternacht geltende Feuerpause gebrochen zu haben.
Das armenische Verteidigungsministerium erklärte, die aserbaidschanische Artillerie habe in der Nacht zwei Mal gefeuert. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium teilte mit, die Gegend um die Stadt Jabrail sei mit Mörsern und Artillerie beschossen worden. Man habe deshalb angemessene Vergeltungsmaßnahmen ergriffen.
Aus Berg-Karabach hieß es, die aserbaidschanische Armee habe einen Angriff auf Militärstellungen in der Enklave gestartet. Es gebe Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Armenien und Aserbaidschan hatten vor einer Woche einer Waffenruhe zugestimmt, diese wurde jedoch mehrfach gebrochen.
In der Region im Südkaukasus leben überwiegend christliche Armenier, die dortige Führung wird von der armenischen Regierung unterstützt. Völkerrechtlich gehört das Gebiet zum mehrheitlich islamischen Aserbaidschan, von dem es sich jedoch 1991 losgesagt hat. Da Armenien mit Russland verbündet ist und Aserbaidschan von der Türkei unterstützt wird, droht eine Ausweitung des Konflikts über die Region hinaus mit weitreichenden Folgen auch für die Wirtschaft. Durch den Südkaukasus laufen wichtige Erdgas- und Öl-Pipelines. Die Kämpfe begannen Ende September.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2020)