Replik

Zur Verteidigung von Stefan Zweig

Stefan Zweig trifft keine Mitschuld am Nationalsozialismus. Kurt Kotrschals Aufruf zur Gedankenfreiheit geht im Wirrwarr unter.

Auf der Debattenseite der „Presse“ zitierte der pensionierte Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal zwei Sätze aus Stefan Zweigs Werk „Maria Stuart“ und würdigte sie aus dem Blickwinkel der Political Correctness kritisch. In diesen beiden Sätzen, in denen Zweig von der Schwäche des weiblichen Geschlechts und dem Willen der Geschichte schrieb, offenbare sich „Zweigs erzkonservative Einstellung zu Macht und Gleichstellung der Frauen“ und klinge es „wie Nazijargon“. „So stolpert man in diesem Text auch immer wieder über den kruden Zeitgeist der 1930er-Jahre, über einen damals üblichen Alltagsfaschismus, der ja auch Nährboden des politischen Faschismus in Form des Nationalsozialismus war,“ analysiert Kotrschal zunächst, bevor er sich gegen eine zweite Verbrennung von Zweigs Schriften ausspricht und die Denk- und Diskursfreiheit hochhält. Dieser Aufruf zur Gedankenfreiheit, der sich gegen verengende Tendenzen in der Kirche und an den Universitäten richtet, geht im Wirrwarr des Vorhergeschriebenen unter.

Stefan Zweig war einer der gebildetsten, kosmopolitischsten und weltoffensten Österreicher, die es je gab. Sein gesamtes Werk ist weit von dem entfernt, was der Debattierende herbeizuschreiben versucht.

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