Migration

Corona bedroht Fortschritte bei der Integration

 Die OECD bringt als Beispiel die Gastronomie: Im Durchschnitt der Mitgliedsländer seien 40 Prozent aller Beschäftigten im Gastgewerbe Migranten.
Die OECD bringt als Beispiel die Gastronomie: Im Durchschnitt der Mitgliedsländer seien 40 Prozent aller Beschäftigten im Gastgewerbe Migranten.(c) Getty Images (Sean Gallup)
  • Drucken

Die Jobkrise trifft Migranten härter als Inländer. In der OECD und auch in Österreich habe es vor Corona große Fortschritte bei der Integration gegeben. Diese würden nun durch die Pandemie bedroht, warnt die Industrieländerorganisation.

In puncto Migration war vor der Coronakrise so etwas wie Entspannung eingetreten. „Die Flüchtlingskrise war verdaut, die innereuropäische Wanderung hatte abgenommen“, beschreibt es Thomas Liebig, Migrationsexperte der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Corona hat auch in diesem Bereich einiges durcheinandergewirbelt. Die Coronakrise habe sich in „beispielloser Weise“ auf das Migrationsgeschehen ausgewirkt, resümieren die OECD-Experten in ihrem aktuellen Migrationsausblick.

Voriges Jahr gab es 5,3 Millionen dauerhafte Zuzüge in die OECD-Länder, ähnlich viele waren es 2017 und 2018. Dann kam die Pandemie und mit ihr großflächige Einreisebeschränkungen. Als Folge hat die Zahl neuer Visa und Aufenthaltsgenehmigungen in den OECD-Ländern im ersten Halbjahr um 46 Prozent abgenommen. „Das war ein historischer Rückgang“, sagt Liebig. Im zweiten Quartal waren es OECD-weit sogar 72 Prozent , 40 Prozent in Österreich.

Migranten arbeiten seltener im Home-Office

Die Krise treffe Migranten deutlich härter als im Inland Geborene, so ein Fazit der aktuellen Studie. „Zuwanderer sind einem erheblich höheren Risiko einer Covid-19-Infektion ausgesetzt“, sagte Liebig bei der Präsentation des Berichtes. In den Ländern, für die es Daten gebe, habe man gesehen, dass das Infektionsrisiko zum Teil zwei- bis dreimal so hoch war wie für im Inland Geborene. Denn Zugewanderte lebten häufiger auf engem Wohnraum mit mehr Menschen zusammen und nützten häufiger die öffentlichen Verkehrsmittel. „Das erhöht die Gefährdung.“ Außerdem arbeiten sie öfter „in systemrelevanten Berufen, die nicht von zu Hause ausgeübt werden können“. Die OECD hat erhoben, wie hoch der Anteil der Menschen an der erwerbstätigen Bevölkerung ist, die von zu Hause arbeiten können. In Österreich können demnach 35 Prozent der im Inland Geborenen von daheim aus arbeiten, aber nur gut 20 Prozent der Zuwanderer.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.