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Schrödingers Katze mit Corona

In Zeiten der Coronapandemie ist Erwin Schrödingers Gedankenexperiment gar nicht so weit weg von unseren Alltagserfahrungen.

Das Gedankenexperiment des österreichischen Nobelpreisträgers Erwin Schrödinger von 1935, in dem er darstellt, wie schwer sich Wahrheiten aus der Quantenphysik mit unseren Alltagserfahrungen vereinen lassen, ist weltberühmt: Stellen Sie sich vor, eine Katze wird mit einem tödlichen Präparat in eine Kiste gesteckt, das durch reinen Zufall das Gift freisetzen wird oder nicht. Solang man die Kiste nicht öffnet, also eine Testung durchführt, ist die Katze gleichzeitig tot und lebendig.
In Zeiten der Coronapandemie ist dieses Gedankenexperiment gar nicht so weit weg von unseren Alltagserfahrungen: Denn jeder, der Kontakt zu einem Covid-19-Patienten hatte, fühlt sich bis zum Ergebnis seiner eigenen Testung zugleich krank und gesund. Derselbe Schwebezustand trifft auf jeden Prüfling zu, der bis zur Verkündung der Examenergebnisse gleichzeitig durchgefallen und durchgekommen ist.

Beides ist möglich – und erst die Messung entscheidet, welcher Zustand das weitere Leben beeinflussen wird. Nicht überliefert ist, ob Schrödingers Katze eine riesige Erleichterung empfunden hat, als beim Öffnen der Kiste klar wurde: Ja, sie lebt! So wie wir erleichtert sind, wenn „Sie sind Covid-negativ“ gemeldet wird bzw. „Sie haben die Prüfung bestanden“.

Reaktionen an: veronika.schmidt@diepresse.com

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