Quergeschrieben

Was sagen Politiker zu Morddrohungen gegen Künstler?

Wenn eine grantige Leserzuschrift zum Nachdenken anregt: etwa dass ein modernes Kulturministerium nicht nur eine Geldverteilungszentrale sein sollte.

Wegen meines vorwöchigen Kommentars wird also Herr Oberstudienrat W. sein Abo nicht mehr verlängern. Das Wort „verhatscht“ über grüne Werbeplakate entspreche nämlich nicht der sprachlichen Qualität, die er sich von der „Presse“ erwarte. Schade. Seit Jahrzehnten erforschen Germanisten (m/w/*) den Einfluss von deutsch-deutschen Synchronisationen fremdsprachiger Filme sowie von YouTubern, Gamern und Influencern auf die österreichische Sprache. Junge, Junge!

Der aus Oberösterreich gebürtige, in Vancouver tätige Anglistikprofessor Stefan Dollinger sieht Parallelen zwischen österreichischem Deutsch und kanadischem Englisch: „In Kanada gibt es seit 70 Jahren Integration mit den USA, dennoch stirbt das kanadische Englisch nicht aus. Im Gegenteil“, sagte er in einem „Standard“-Interview. Österreichische Lehrkräfte hingegen, die ihre Schützlinge zum „Schön sprechen!“ ermahnen, würden die deutsche, nicht aber die österreichische Standardsprache meinen. Diese sei jedoch als Identitätsmarker für den Blick über den Tellerrand des Landes relevant. Daher müsse österreichisches Standarddeutsch ein zentraler Teil der Lehrerausbildung sein, nebst einer intensiven Förderung des „Österreichischen Wörterbuchs“. Dort wird, ebenso wie im „Duden“, übrigens der lautmalerisch reizvolle Begriff „verhatscht“ als umgangssprachlicher Ausdruck für „missglückt“, „unpassend“ angeführt.

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OStR W. kritisierte auch, dass ich die Noch- und vielleicht sogar Wieder-Vizebürgermeisterin Birgit Hebein – übrigens eine überzeugte Umgangssprachlerin – zur Vizekanzlerin hochgeschrieben habe. Wer nun glaubt, hier sei der Wunsch Mutter meines Gedankens gewesen: ganz falsch! Es handelt sich um einen viele Male überlesenen Flüchtigkeitsfehler. Hebein statt Werner Kogler im Vizekanzleramt wäre, in politischer Münze gerechnet, kein gewinnbringender Umtausch. Allerdings könnte sich der Vizekanzler als Kulturminister durchaus öfter (und qualifiziert) zu Kunstdebatten äußern. Vielleicht wird er nie dazu befragt. Wenn, dann wird über Geld geredet, und ja, das ist auch wichtig, die coronabedingten enormen finanziellen Einbußen (die freilich nicht nur die Kulturbranche treffen) sind für viele Kunstschaffende existenzbedrohend bzw. -vernichtend.

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