Analyse

Coronakrise: ÖBB bremsen die Konkurrenz aus

Eine Krise, zwei Antworten. Die private Westbahn muss mangels Fahrgästen Züge streichen, die staatlichen ÖBB fahren wieder volles Programm.
Eine Krise, zwei Antworten. Die private Westbahn muss mangels Fahrgästen Züge streichen, die staatlichen ÖBB fahren wieder volles Programm. PEROUTKA Guenther / WB
  • Drucken

Vier von zehn üblichen Bahnkunden steigen derzeit lieber nicht in die Eisenbahn. Die ÖBB fahren trotzdem im Vollbetrieb. Das kostet viel Geld – und könnte der Staatsbahn dennoch nützen.

Wien. Vergangenen Freitag hatte ÖBB-Chef Andreas Matthä einen großen Tag. 17,5 Milliarden Euro werden die Bundesbahnen bis 2026 in den Ausbau der Bahnstrecken investieren, verkündete der Konzernboss stolz. Trotz Corona-Krise weitet das Unternehmen also sein Angebot aus – und erhält dafür viel Rückenwind aus dem grünen Verkehrsministerium. „Das ist eine Ansage im Kampf gegen den Klimawandel“, lobte Ministerin Leonore Gewessler „ihr“ Unternehmen. Doch die ÖBB nützen den politischen Rückenwind nicht nur für den Ausbau der Bahninfrastruktur, sondern bremsen mit seiner Hilfe mitunter auch gleich unliebsame Konkurrenz aus.

Echten Wettbewerb im heimischen Personenverkehr kennen die Österreichischen Bundesbahnen im Wesentlichen nur auf der Weststrecke zwischen Wien und Salzburg. Dort macht seit einigen Jahren die mehrheitlich private Westbahn dem Ex-Monopolisten das Geschäft streitig. Mit dem Ausbruch der Pandemie blieben die Passagiere aber auch dieser an sich lukrativen Strecke fern. Der Staat musste einspringen und zahlte die beiden Unternehmen per Notvergabe dafür, dass sie dennoch weiterfuhren. Seit knapp zwei Wochen ist die Notvergabe nun beendet und die Bahngesellschaften müssen wieder härter kalkulieren. Zumindest manche.

Den ÖBB steht Verlust ins Haus

Immer noch sind um rund 40 Prozent weniger Fahrgäste mit dem Zug unterwegs als vor dem Lockdown. Mehr Arbeitslose und Kurzarbeiter, mehr Home-Office und die Sorge vor eine Ansteckung in der Bahn schrecken die Passagiere ab. Die Westbahn musste reagieren: Das Angebot wurde um 40 Prozent gekürzt, einem Drittel der Belegschaft drohe die Kündigung, teilte das Unternehmen mit. Die ÖBB hingegen haben ganz anders auf das Ende der Notvergabe reagiert: Coronabedingte Kündigungen sind weiterhin tabu, dafür fährt das staatliche Unternehmen – wie im Rest des Landes – wieder volles Programm.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.