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Famagusta: Vom blühenden Symbol des zyprischen Tourismus zur Geisterstadt

TOPSHOT-RUINE. Famagusta, insbesonders das Strandviertel, war mit 100 Hotels und 10.000 Betten in den frühen Siebzigerjahren ein Symbol des blühenden zyprischen Tourismus.-TURKEY-POLITICS-VAROSHA
TOPSHOT-RUINE. Famagusta, insbesonders das Strandviertel, war mit 100 Hotels und 10.000 Betten in den frühen Siebzigerjahren ein Symbol des blühenden zyprischen Tourismus.-TURKEY-POLITICS-VAROSHAAPA/AFP/BIROL BEBEK
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Inselkonflikt: Die Öffnung des Geisterstrands Famagustas schafft unglückliche politische Fakten.

Vor einigen Jahren verblüffte mich die Erkenntnis, dass der Inselkonflikt in Zypern eine ganze Stadt ins Nichts gerissen hatte. Famagusta, 40.000 Einwohner, wurde knappe 45 Jahre zuvor entvölkert und zur militärischen Sperrzone. Von der Plattform der Cafetaria des griechischen Zeitungsmuseumsbetreibers Nico Nicolaoy betrachtete ich mit einem Fernglas die verbotene, leere Stadt, in der sich neben Füchsen und Schildkröten die Besatzungssoldaten Gute Nacht sagten. Nico selbst hatte die Hoffnung aufgegeben, irgendwann in die Straßen seiner Kindheit zurückzugehen.

Famagusta, insbesonders das Strandviertel, war mit seinen 100 Hotels und 10.000 Betten in den frühen Siebzigerjahren ein blühendes Symbol des zyprischen Tourismus. Marilyn Monroe und Brigitte Bardot sonnten sich hier. Ab 1974 symbolisierte es Verbohrtheit, umzäunt, abgesperrt, die Menschen vertrieben. Nordzypern behielt es als Pfand für Verhandlungen in einer Auseinandersetzung, die sich heute auch um fossile Brennstoffe dreht. Seit letzter Woche will die Besatzung unter Erdoans Gnaden den Strand Varosia und seine Promenade revitalisieren, die seit 46 Jahren von keinen Zivilisten betreten wurden. Diese Öffnung unter falschen Voraussetzungen und einseitiger Kontrolle verstößt gegen die UN-Waffenstillstandsvereinbarung, mit der die Eigentumsrechte der Bevölkerung gewahrt werden und die ihre Rückkehr vorsah.

Die neue Entwicklung facht den Konflikt an. Neben geopolitischen Aspekten steht sie im Zusammenhang mit dem Präsidentschaftswahlkampf. Zur Zeit errichten die Nordzypern, deren Staat einzig von der Türkei anerkannt wird, an der Absperrung einen Checkpoint. Dieser Tage denke ich oft an Nico Nicolaoy. Wird er bis zum Lebensende von seiner Plattform nach Famagusta blicken?
Übrigens erwiesen sich die maroden Hotelreihen, überwachsen von Sträuchern, wie der verlassene Strand nicht für alle als ausschließlich nachteilig. Die bedrohte Grüne Meeresschildkröte fand Brutplätze und legte im Sand von Famagusta ungestört ihre Eier. Was die Neuigkeit für die Reptilien bedeutet, mag sich niemand ausdenken.

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