Leitartikel

Keine Spur von Contact Tracing

Corona-Test
Corona-TestAPA/STADT WIEN/DAVID BOHMANN
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An der raschen Festlegung von verständlichen, einheitlichen und lebbaren Corona-Regeln wird sich wohl die Eindämmung der Pandemie entscheiden.

Man kann davon ausgehen, dass alle ihr Bestes geben. Doch das ändert nichts daran, dass sich zwischen dem, was an Anti-Corona-Maßnahmen beschlossen wird, und dem, was danach im Alltag gelebt werden muss, langsam eine unüberbrückbare Kluft auftut. Als aktuellstes Beispiel kann die Debatte um das Testen von sogenannten K1-Personen dienen, die rund um ein umstrittenes internes Papier von Rotes-Kreuz-Frontman Gerry Foitik entstanden ist.

Ob nämlich Menschen, die Kontakt mit Covid-19-Infizierten hatten und deshalb zehn Tage in Quarantäne müssen, auch dann getestet werden sollen, wenn sie keine Symptome haben. Nein, meint Foitik, sein Argument: Das Testergebnis ändere ohnehin nichts, der Quarantänling muss seine Zeit so und so (positiv oder negativ) bis zum bitteren Ende zu Hause absitzen. Positive Ergebnisse erhöhen aber die Fallzahlen und schaden damit dem Tourismusstandort, weil auf ihrer Grundlage Reisewarnungen gegen Österreich erlassen werden, die gerade die Wintersaison gefährden.

Diese Sichtweise mag aus Krisenstabsperspektive etwas für sich haben, nimmt aber das (Familien- und Berufs-)Leben der Betroffenen nur als in Corona-Daten gegossenes Zahlenmaterial wahr. Versetzt man sich nur einen Augenblick auf die andere Seite, schaut die Sache schon anders aus. Um Kontaktperson eins zu werden und damit zehn Tage das Haus nicht verlassen zu dürfen, reicht nämlich schon ein qualifizierter Kontakt mit einem Corona-Infizierten. Das kann etwa eine Sitzung sein, in der sechs Personen mehr als eine Viertelstunde in einem Abstand von unter zwei Metern zu einem Infizierten, der danach innerhalb von 48 Stunden positiv auf Covid-19 getestet worden ist, in einem Raum verbracht haben. Ein Elefant ist übrigens bei der Geburt nur rund einen Meter lang.

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