Theaterkritik

Vitásek im Rabenhof: Entdecke den Herrn Karl in dir!

(c) Valerie Loudon
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Im Theater Rabenhof gelingt Andreas Vitásek das beinah unmögliche Kunststück, Helmut Qualtinger in seiner Glanzrolle des böse angepassten Wieners fast vergessen zu lassen.

Nach seinem einstündigen Solo, im lang anhaltenden Schlussapplaus, hält Andreas Vitásek ein Buch hoch. Auf dem Cover ist ein stattlicher Herr im Mantel und mit Hut zu sehen: Helmut Qualtinger (1928–1986) in seiner Paraderolle als „Der Herr Karl“. Nein, Vitásek ist bei der Premiere dieses Kabinettstücks am Dienstag im Rabenhof-Theater nicht in die Falle getappt, diesen wirkungsmächtigen Schauspieler zu imitieren. Eher erinnert er in Körperhaltung, Gestik und Mimik an den Volksschauspieler Hans Moser in reiferen Jahren (aber ohne dessen ausufernden Grant) und an einen pensionsreifen echten Wiener jenseits der 60, dem die böse alte Welt bereits mehrfach untergegangen ist.

Qualtinger war auch noch ein recht junger Mensch, als er mit diesem von Carl Merz und ihm verfassten Einakter 1961 einen veritablen Skandal verursachte und Theater- wie auch Filmgeschichte schrieb. Der „Herr Karl“, das ist die Inkarnation des angepassten Österreichers, der nach dem Zweiten Weltkrieg so viel an eigener Bösartigkeit zu verdrängen hat, der das Schrecklichste hinter Höflichkeit und Gemütlichkeit versteckt, der es sich mit jedem Regime richtet.

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