Analyse

Markus Söder: "Schattenkanzler" unter Druck

Söder am Mittwoch bei einer Regierungserklärung zur Corona-Krise im Landtag in München.
Söder am Mittwoch bei einer Regierungserklärung zur Corona-Krise im Landtag in München.(c) APA/AFP/PETER KNEFFEL (PETER KNEFFEL)
  • Drucken

Bayerns Ministerpräsident, Markus Söder, setzt sich als zupackender Corona-Krisenmanager in Szene. Doch die nackten Zahlen trüben das Bild vom Musterschüler.

Schätzungen zufolge 2500 Touristen reisten überstürzt aus dem Alpen-Idyll ab. Dann wurden die Schlösser verriegelt in Hotels, in Schulen, in Restaurants. Alles wieder wie im Frühjahr im Berchtesgadener Land. Der Landkreis ist im Lockdown. Nirgendwo in Deutschland sind die Infektionszahlen höher. Es ist eine bittere Ironie, aber der heißeste Hotspot Deutschlands liegt damit just in Bayern und damit dort, wo CSU-Ministerpräsident Markus Söder regiert, der seit Monaten als zupackender Krisenmanager und vorsichtiger Landesvater die Herzen vieler Deutscher erobert und sich meist von anderen Ministerpräsidenten abhebt, weil er die schärfsten Verschärfungen einfordert.

Testpflicht für Pendler

Söder hatte für die hohen Infektionszahlen im Berchtesgadener Land rasch eine Erklärung parat: Eine Party sei schuld. Experten widersprachen. Die Lage sei „diffus“. Inzwischen führt Söder auch die Nähe zu Salzburg als Grund an. Er will nachschärfen im Grenzverkehr. Künftig sollen Berufspendler aus ausländischen Risikogebieten einmal pro Woche einen negativen Test vorlegen müssen. Das trifft Österreicher. Das deutsche Robert-Koch-Institut weist zurzeit zwar noch nicht Salzburg, aber Wien, Tirol und Vorarlberg als Risikogebiete aus.
Ganz prinzipiell wird die Pandemie unterschätzt. Findet Söder. Seit Monaten werde das Thema „schöngeredet“, klagt er. Deshalb sei die Mehrzahl der Menschen der Meinung, es gebe „überhaupt kein Problem“. Das sitzt. Im Grunde unterstellt er den Deutschen, großteils die Lage zu verkennen. In seiner Regierungserklärung später am Mittwoch klang Söder dann weniger hart.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.