Neue Studie

Wie Verschwörungs­theorien die Demokratie bedrohen

Viele Österreicher und noch mehr Osteuropäer sehen ihre Werte durch fremde Mächte, Migranten und die EU gefährdet. Wer an internationale Verschwörungen glaubt, hat meist auch Sympathien für autoritäre Führer.

Die Stimmungslage ist explosiv. In den meisten Ländern Osteuropas und in geringerem Ausmaß auch in Österreich sieht ein wesentlicher Teil der Bevölkerung ihr Land von äußeren Mächten, Migranten und der EU bedroht. Das belegt eine neue Studie des slowakischen Thinktank Globsec und der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE). Das Ergebnis muss Verfechtern einer westlichen demokratischen Ordnung zu denken geben. Denn wer solche Ängste verspürt, ist auch anfälliger für Desinformation und wünscht sich eher autoritäre Führungspersönlichkeiten als der Rest der Gesellschaft. Die Studie relativiert aber auch manche bestehenden Vorurteile wie jene gegen Ungarn.

Gefragt, ob sie einer liberalen Demokratie den Vorzug vor einem starken, entschlossenen Führer geben würden, antworten nicht nur die Österreicher (92 %) mit einem klaren Bekenntnis für ein Staatssystem, das durch individuelle Freiheit, regelmäßige Wahlen und ein Mehrparteiensystem geprägt ist. Auch 81 Prozent der Ungarn, deren Ministerpräsident, Viktor Orbán, für eine Abkehr von der liberalen Demokratie wirbt, bekennen sich dazu. Lediglich in Bulgarien zeichnet sich eine relative Mehrheit (45 %) für das Führerprinzip ab. Starke Sympathien gibt es dafür auch in der Slowakei (38 %), Lettland (35 %) und Rumänien (34 %).

Dieser Hang zu autoritären Regierungsformen hängt, wie die Studie belegt, mit Ängsten vor dem Einfluss fremder Mächte zusammen. Sie korrelieren mit der Überzeugung, es gebe im Hintergrund eine geheime Macht, die alles lenkt. „Jene, die an Verschwörungstheorien glauben und offen für Desinformation sind, sprechen sich eher für einen starken Führer aus“, heißt es in der Zusammenfassung der Globsec-Studie.

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