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Unterschlug Vatikan Papst-Plädoyer für gleichgeschlechtliche Partnerschaft?

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Brisante Interviewäußerungen von Franziskus sorgen für Aufregung - doch sie stammen schon von 2019, warum wurden sie erst jetzt bekannt? Laut „New York Times“ wurden sie bei der Autorisierung durch den Vatikan eliminiert.

Die überraschenden Sätze des Papstes fielen im Dokumentarfilm "Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni
Afinejewski, der am Mittwoch auf dem Filmfestival in Rom Premiere hatte: "Homosexuelle haben ein Recht darauf, in einer Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes.“, sagt Franziskus darin. Und: "Was wir benötigen, ist ein Gesetz, das eine zivile Partnerschaft ermöglicht."

Damit hat sich zum ersten Mal ein Papst für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften ausgesprochen. Die Medien des Vatikan meldeten nichts davon, umso mehr die Medien in aller Welt. Gerätselt wird seitdem aber auch darüber, warum die Aussagen, die schon von 2019 stammen, erst jetzt bekannt wurden.

Nun haben einem Bericht der „New York Times“ zufolge zwei Personen aus dem Umkreis des mexikanischen Fernsehsenders Televisa, der das betreffende Interview führte, Näheres dazu gesagt: Der Vatikan, der auf Autorisierung bestand, habe diese Sätze herausgeschnitten.

Im Widerspruch zur offiziellen Lehre

Dass Papst Franziskus auf unorthodoxem Weg und jenseits der offiziellen Kanäle eine Öffnung in gesellschaftlich brisanten Fragen signalisiert, erlebt man nicht zum ersten Mal. Konservative Kardinäle wie der Deutsche Gerhard Ludwig Müller und sein US-Kollege Raymond Burke beklagten am Donnerstag in einer Stellungnahme die "große Verwirrung", die mit diesen Äußerungen unter katholischen Gläubigen ausgelöst werde. Die Äußerungen des Papstes stellten einen Widerspruch zur
kirchlichen Lehre dar.

Tatsächlich heißt es in einem Schreiben der Glaubenskongregation von  2003: "Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber
homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des
homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der
homosexuellen Lebensgemeinschaften führen." Unterschrieben hat den
Text der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger.

(sim)

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