Filmmuseum und Viennale feiern mit der Retrospektive "Recycled Cinema“ den Found-Footage-Film, der bestehendes Material kreativ wiederbelebt.
Das Kino des 20. und 21. Jahrhunderts ist das vielleicht wichtigste Archiv der jüngeren Menschheitsgeschichte. Kaum ein anderes Medium hat so umfassend und unmittelbar dokumentiert, wie wir denken und fühlen, was wir fürchten und begehren, was uns als soziale (und antisoziale) Wesen ausmacht. Gemeint ist nicht nur die industrielle Spielfilmproduktion oder das künstlerische Schaffen Einzelner. Vielmehr geht es um den bodenlosen Laufbildozean, der seit der Erfindung des Kinematografen aus allen erdenklichen Richtungen Zufluss erfährt. In seinem Becken schwappen Home Movies und Fernsehshows, Werbeclips und Forschungsvideos, Dokumentarfilme und ihr ungenutzter Überschuss. Aber auch Privates, Geheimes, Verlorenes und Vergessenes.
Dieser Wirklichkeitsalmanach, der seit der Digitalisierung schneller wächst als je zuvor, bildet ein umfangreiches Zeugnis der Geschichten hinter der Geschichte. Und birgt ungeahnte Perspektiven auf Welt und Gesellschaft, Zukunft und Vergangenheit. Das Material ist verfügbar. Man muss es nur unter die Lupe nehmen und in neues Licht rücken. Oder aus einem anderen Winkel betrachten.