Autos in die Tiefe!

Über den Siegeszug des Kraftfahrzeugs im Städtischen

Wo sich Senta Berger und Peter Alexander trafen: In den Sechzigerjahren avancierte eine Parkgarage der Wiener City zum Multifunktionsort. Waschanlage, Restaurant und ein Büro für Theaterkarten: Was will das Automobilistenherz mehr?

Die aktuelle Diskussion über die Autofreiheit der Wiener City hat es einmal mehr gezeigt: Die automobile Fortbewegung in der Großstadt ist ein Thema von höchster Emotionalität. Wir erleben – und das nicht erst seit heute – eine teils heftige Auseinandersetzung um die Vorherrschaft auf der Straße; um die Nutzung jenes öffentlichen Raumes, der allen Stadtbewohnern gehören sollte. Mitsprache bei seiner Aufteilung und – falls notwendig – Neuordnung sollte selbstverständlich sein. War und ist es bis heute keinesfalls.

Angespornt von der Sehnsucht nach individueller Mobilität startete das Auto Anfang des 20. Jahrhunderts seinen urbanen Siegeszug. Nebenwirkungen wie Lärm, Gestank und steigende Unfallzahlen wurden verdrängt beziehungsweise technisch zu lösen versucht, auch die Raumfrage begann man zu regeln.

Nicht nur beim Fahren, auch beim Abstellen benötigte das Auto Platz – und dieser musste erst geschaffen werden. Peu à peu entwickelte sich aus ehemaligen Stallungen für Pferde und Fuhrwerke die Garage. Als Ort, an dem das Fahrzeug nachts und während der kalten Jahreszeit, in der es meist nicht benützt wurde, stehen konnte; und wo es umfassend serviciert, aufgetankt und nicht zuletzt, da teures Luxusobjekt, gut bewacht wurde.

In den Städten entstand rasch eine entsprechende Garagen-Infrastruktur. Zunächst im privaten Bereich als Adaption bereits vorhandener Räumlichkeiten, in der Folge immer öfter als eigenständige Architektur und öffentlich zu nutzendes Gebäude. Aus Platzgründen begann man bald von ebenerdigen Einzel- und Sammelgaragen abzusehen und, ähnlich wie im Wohn- und Bürobau, in die Höhe zu expandieren. Die Vorbilder dazu kamen aus den damals am stärksten motorisierten Ländern USA, Großbritannien und Frankreich. London (1901), New York (1906) und Chicago (1907) waren die diesbezüglichen Pionierstädte; auf dem europäischen Kontinent war es Paris, wo 1907 die Garage Ponthieu als erstes mehrgeschoßiges Parkhaus seine Tore öffnete.

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