Corona

Schuldirektoren in der Coronazeit: „Wenn wir nicht handeln, passiert gar nichts“

Corona hat den Unterricht verändert. Die Arbeit der Direktoren auch (Symbolbild).
Corona hat den Unterricht verändert. Die Arbeit der Direktoren auch (Symbolbild).(c) Johann Schwarz / SEPA.Media / picturedesk.com (Johann Schwarz)
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Drei Wiener Direktoren erzählen vom herausfordernden Schulalltag in der Coronazeit. Es sei ein bisschen so wie als Pilot im dichten Nebel zu fliegen, „mit der zusätzlichen Herausforderung, dass der Tower ausgefallen ist“.

Wien. „Die ersten Wochen waren eine Höllenfahrt.“ Mit diesen Worten beginnt der Direktor das Gespräch. Er leitet ein Gymnasium in Wien. Seinen Namen will er lieber nicht in der Zeitung lesen. Dafür verspricht er umso offener über die Geschehnisse an seiner Schule zu sprechen.

Die ersten Wochen nach Schulbeginn hätten mehr Kraft gekostet als normalerweise einige Monate. Die Schulleiter seien in Zeiten von Corona „der Trichter“ – „von oben“ befüllen ihn Bildungsministerium und -direktion mit Vorgaben und „von unten“ die Lehrer, Schüler und Eltern mit Fragen. Mittlerweile würden viele Direktoren „auf dem Zahnfleisch gehen“. Probleme gebe es eben nicht nur in den von der Politik eingestandenen „Einzelfällen, und zwar dreifach unterstrichen“ (so formulierte es Gesundheitsminister Rudolf Anschober). Nein. Das habe System.

Die Klage des Direktors hat viel mit dem massiv gestiegenen administrativen Aufwand zu tun. Nahezu täglich trudeln an den Schulen neue, oft sperrig formulierte Vorschriften ein. Sie müssen gelesen, interpretiert und an die Lehrer, Schüler und Eltern kommuniziert werden. Es sei schwierig, hier nicht den Überblick zu verlieren. Daneben gelte es an Gurgeltest-Pilotprojekten teilzunehmen, Ausfälle im Kollegium zu kompensieren und unzählige Listen zu führen. Jeden Verdachtsfall, jede Covid-Erkrankung und jede Kontaktperson müsse man melden. Zu allem Überfluss habe man das oft auch noch in technisch unbrauchbare Formulare einzufüllen.

„Keine Kontaktaufnahme“

Ganz ähnliche Schilderungen bekommt man drei Kilometer weiter zu hören. Auch dieser Wiener AHS-Direktor spricht lieber anonym. Vorsichtshalber. Denn niemand will die eigene Schule in der Öffentlichkeit in schlechtem Licht präsentiert sehen. Er fühle sich als Direktor derzeit allerdings wie ein Pilot, der sein Flugzeug durch dichten Nebel fliegen muss, „mit der zusätzlichen Herausforderung, dass der Tower ausgefallen ist“.

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