Mimikama

Was die Bibel den Fake-News-Jäger lehrte

Wollte eigentlich Pfarrer werden: Andre Wolf, Sprecher von Mimikama.
Wollte eigentlich Pfarrer werden: Andre Wolf, Sprecher von Mimikama.(c) Die Presse/Clemens Fabry
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Der Verein Mimikama deckt Falschmeldungen in sozialen Medien auf. Sprecher Andre Wolf hat Theologie studiert, bevor er sich der Internetrecherche widmete. Das sei auch so ähnlich wie eine Exegese, sagt er im Interview.

Mimikama ist nicht auf einem Reißbrett entstanden. Auch nicht, weil einer Geld auf den Tisch gelegt hätte, damit jemand sich die Mühe macht, Fake News in sozialen Medien zu entlarven. Mimikama ist die ganz private, zunehmend erfolgreiche Initiative eines Steirers, der nach Konditor, Kellner, Versicherungsvertreter und Werbegrafiker jetzt Faktenjäger auf seine Visitenkarte schreiben kann. Es begann damit, dass Thomas Wannenmacher vor einigen Jahren auf Facebook selbst in eine Falle tappte – und dann ein Abo auf dem Handy hatte, für das er nicht bezahlen wollte. Er stellte eine Warnung ins Netz und war überrascht, wie viele Nutzer sie teilten. Das war im März 2011 – und die Initialzündung für die Gründung eines Vereins, der sich der Aufdeckung von Internetmissbrauch und Fake News widmet und dessen eigenartiger Name einem Übersetzungsfehler geschuldet ist. Es sollte eine Marke sein, die an Facebook erinnert. Also tippte Wannenmacher „I“ und „like“ in den Google-Übersetzer und scrollte auf Suaheli. Heraus kamen die Worte „mimi“ und „kama“. Die bedeuten zwar zusammen nichts – aber wenigstens hatte noch niemand anderer die Marke eintragen lassen.

Viele Fans und ein Preis. 718.870 Fans hat die Facebook-Seite „Zuerst denken, dann klicken“ mittlerweile. Die gute Arbeit hat sich herumgesprochen: Im Frühjahr bekommt Mimikama den Menschenrechtspreis der Tonhalle Düsseldorf. Die Nachfrage nach Orientierung im undurchsichtigen Dschungel aus Fakten, Behauptungen, Lügen in sozialen Netzwerken steigt. „Nach Ausbruch der Coronakrise ist die Zahl der Anfragen radikal in die Höhe geschnellt“, sagt Andre Wolf, den Wannenmacher 2015 als Mitstreiter an Bord holte. „Ein Klassiker: Immer, wenn etwas in der Weltgeschichte passiert, was viele Menschen betrifft, haben wir mehr zu tun.“ An Mimikama kann sich jeder wenden, dem in sozialen Medien etwas komisch oder manipuliert vorkommt – ob Privatperson, Unternehmen oder Partei. „Wir suchen dann nach den Quellen der Information, des Bildes oder Videos“, sagt Wolf. Die Arbeit besteht aus Internetrecherche, Bildersuche, Telefonanrufen. Oft sei es Archivarbeit, weil sich Inhalte wiederholen – etwa wenn alte Fotos in neuem Zusammenhang wieder auftauchen. Da sieht man Politiker dicht an dicht ohne Mund-Nasen-Schutz – angeblich vor Tagen. Dabei stammen die Bilder von der Nationalratswahl 2019. Eine „Hybridfälschung“: Das Foto ist echt, die vermittelte Nachricht falsch.

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